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Wir erleben aktuell eine Krise, die alles auf den Kopf stellt – auch die Bedingungen unter denen wir demonstrieren. Und dennoch haben am Freitag, den 24.04.2020, zehntausende Menschen weltweit ein Zeichen gesetzt: Ob beim Livestream, beim Netzstreik oder durch lokale kreative Aktionen – alle Beteiligten haben, unter angemessenen Sicherheitsvorkehrungen, bunt und laut klar gemacht: Wir fordern entschlossenes Handeln in der Klimakrise! Die Klimakrise ist, genauso wie die Coronakrise, schon jetzt eine reale Bedrohung von Menschenleben und wird, wenn wir nicht handeln, noch wesentlich schlimmere Folgen haben. Deshalb sagen wir: #FightEveryCrisis – lasst uns jede Krise wie eine Krise begegnen. Und zwar mit Entschlossenheit und Solidarität!
In der aktuellen Klimapolitik lässt sich im Moment jedoch kaum die Entschlossenheit erkennen, die -berechtigterweise – in der Coronakrise zu sehen ist. Wie kann es sein, dass aktuell darüber nachgedacht wird, Klimaziele nach hinten zu verschieben oder zu lockern? Es geht hier um unsere Zukunft! Klimaschutz ist systemrelevant!
Genau deshalb ist es so gut zu sehen, wie viele Menschen ihre Kreativität, Energie und Motivation dafür eingesetzt haben, dass dieser globale Klimastreik auch trotz der besonderen Umstände großartig geworden ist: 87.000 Menschen haben allein in Deutschland bei sich vor Ort demonstriert und durch einen Eintrag in die digitale Streikkarte gezeigt, dass sie entschlossenen Klimaschutz fordern. Diese Forderung haben wir auch auf den sozialen Medien nochmal laut verbreitet: Unter dem Hastag #NetzstreikFürsKlima zeigten Menschen ihren Protest. Insgesamt wurden allein auf Twitter 40.000 Tweets zu den Hashtags des globalen Streiktags geschrieben!
Und noch ein paar unglaubliche Zahlen: Mit 214.000 kumulierten Views beim Livestream können wir sagen, dass das die größte Online-Demonstration der bisherigen Geschichte war! Dabei erlebten wir mit, wie in Berlin über 15.000 Demoschilder ausgelegt wurden – stellvertretend für alle Menschen, die jetzt eigentlich gerne auf den Straßen wären, um für Klimagerechtigkeit zu protestieren. Die Schilder, die unter genauer Beachtung der Infektionsschutzmaßnahmen ausgelegt wurden, kamen aus über 70 Ortsgruppen aus ganz Deutschland.
Neben Gastauftritten von bekannten Gesichtern wie Katja Riemann (Schauspielerin), Erik Marquart (EU-Parlamentsabgeordneter), Eckart von Hirschhausen (Arzt und Komiker) und Lena Meyer-Landrut (Sängerin) konnten wir viele weitere kreative Aktionen und vor allem viele tolle Aktivtist*innen erleben, die sich mit Herzblut für Klimagerechtigkeit einsetzen – im Livestream und anderswo!
So hat beispielsweise die Ortsgruppe Hochneukirch gemeinsam mit der Ortsgruppe Köln im Livestream Bilder der Kohleproteste im rheinischen Revier gezeigt. Dafür wurden unter anderem Aktivist*innen aus dem Hambacher Forst und von der bundesweiten Initiative „Alle Dörfer Bleiben” interviewt.
Die Ortsgruppe Konstanz führte gleich mehrere Aktionen durch: Im Rahmen eines „Fensterstreiks” wurden zahlreiche Banner aus den Häusern gehängt. Gleichzeitig konnte man Ortsgruppen in einem digitalen Treffen näher kennenlernen und es wurden mehr als 80 Protestbriefe an eine*n lokale*n Politiker*ingeschrieben, um ihn daran zu erinnern, dass in Coronazeiten beschlossene Konjunkturpakete auch mit dem überlebenswichtigen 1,5-Grad-Ziel vereinbar sein müssen.
In Kiel haben insgesamt 140 Aktivist*innen im Rahmen einer Fahrraddemo gegen den Ausbau der B404 zur Autobahn demonstriert. Indem sie mit dem Fahrrad die Straße zurückeroberten, prangerten sie dieklimaschutztechnisch fatale Entscheidung an, noch mehr Fläche für den Autoverkehr zu versiegeln.
Auch in Darmstadt wurde auf die Klimakrise aufmerksam gemacht, in dieser schwierigen Zeit natürlich unter besonderen Bedingungen: Neben dem #NetzstreikfürsKlima und einem hessenweiten Livestream gab es auch Offline-Aktionen. Beispielsweise wurde ein Aktionsspaziergang organisiert: Die Darmstädter Ortsgruppe veröffentlichte eine Route durch die gesamte Innenstadt, an der dann entlangspaziert und Spuren in Form von Bannern, Plakaten und Kreide hinterlassen werden konnten. Die Aktivist*innen hatten die Route am Tag vorher mit hunderten Plakaten vorbereitet. Diese wurden leider größtenteils abgerissen – dennoch kamen im Laufe des Tages viele Darmstädter*innen vorbei und machten die Route wieder bunt.
Kreativ und bunt war der Protest an vielen Orten: In Münster streikten nicht nur Menschen – sondern auch Bäume. Diese trugen nämlich passenderweise Demoplakate.
Die Ortsgruppe Mainz schickte nicht nur mit der Ortsgruppe Bingen zusammen ein goßes Paket mit über 50 Plakaten nach Berlin und drehte ein kurzes Video für den bundesweiten Livestream, sondern zeigte auch vor Ort anschaulich, dass wir grünes Licht für echten Klimaschutz fordern: Sie strahlten in der Nacht auf Freitag die Mainzer Wahrzeichen grün an.
In Stuttgart wurde neben dem #NetzstreikFürsKlima ein Klimaspaziergang organisiert – dezentral und die Coronaverordnungen einhaltend wurden Plakate, Banner und Kreidebilder an bestimmten Stationen in der Innenstadt hinterlassen. Obwohl alles vorher mit dem Ordnungsamt abgesprochen war und alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden, kam es leider zu Missverständnissen und Einschüchterungen von Seiten der Polizei.
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir die Sicherheitsvorkehrungen zu unser aller Schutz und aus Solidarität sehr ernst nehmen und kreative Formen finden, um dennoch zu protestieren. Die Klimakrise ist auch eine Krise, in der dringend gehandelt werden muss, um die Betroffenen – uns alle – zu schützen. Wir haben das Grundrecht, dies durch politischen Protest einzufordern.
Andere Ortsgruppen nutzten den Tag, um sich zu vernetzen und Ideen auszutauschen. An einem bundesweiten digitalen Treffen nahmen 214 Menschen teil! Dort hat beispielweise die OG Neuruppin ein Konzept vorgestellt, mit dem man an Schulen einen sogenannten „Klimatag“ ausrufen kann. Dieser kann als Inspiration für Schulen genutzt werden, einen Klima-Projekttag im Vorfeld einer Demo durchzuführen und die Demo dann zu integrieren.
Das sind nur einige wenige Bespiele für die unzähligen Aktionen, mit denen wir am 24.04. laut fürKlimagerechtigkeit protestiert haben. Aber nicht nur in Deutschland, sondern weltweit haben Menschen ihre Meinung kundgetan:
Fridays For Future in Nordmazedonien beispielsweise verlegten ihren Streik aufgrund strikter Ausgangsperren ins Netz und organisierten vier Webinare zu den Themen Natur, Energie, Tourismus und Abfallmanagement. Dies war der Höhepunkt ihrer bereits seit einem Monat laufenden ‚Talks for Future‘. Sie berichteten uns, dass es wirklich schwierig sei, im Moment für das Thema „Klima” Aufmerksamkeit zu erhalten, da Corona den Alltag dominiere. Dennoch zeigten sie sich optimistisch: „Diese beiden Themen sind gar nicht so unterschiedlich und wir hoffen, dass wir so viele Menschen wie möglich erreichen und informieren können, sodass wir, wenn wir wieder auf den Straßen sind, eine Menge Leute haben, die sich engagieren und die ein tieferes Verständnis davon haben, wofür sie einstehen.“
Auch in dem pazifischen Inselstaat Vanuatu haben Klimaaktivist*innen ihren Protest aufgrund von Corona und dem Zyklon Harold von der Straße ins Digitale legen müssen und sind dabei kreativ geworden: Sie nahmen Videos auf und schickten diese an lokale Fernseh- und Radiosender mit der Bitte diese in Werbepausen zu spielen. Außerdem nutzen sie die Zeit, um die Bewegung und ihre Strategie für die Zukunft auszubauen.
Vanessa Nakate, Klimaaktivistin in Uganda berichtet, schon vor Corona sei es schwierig gewesen große Klimastreiks zu organisieren, da sie oft keine Erlaubnis für größere Streiks erhalte habe und streikenden Schüler*innen der Ausschluss aus der Schule drohte. „Aber viele von denen, die streiken stehen in der Klimakrise vorne. Sie haben die Auswirkungen selbst gesehen und ihre Familien wurden von Dürren, Überschwemmungen, Erdrutschen und Heuschrecken betroffen. Deshalb fühlt es sich, auch wenn die Zahlen (der Streikenden) klein sind, gleichermaßen stark an.“ Auch in Uganda haben die Klimaktivist*innen ihren Protest ins Digitale verlegt. Jedoch hätte nicht jede Person, darunter häufig die Menschen, die am meisten von der Klimakrise betroffen seien, ein Handy und/oder Zugang zu gutem Internet: „Deshalb ist die Aufgabe von uns, die wir diese Plattform in Zeiten des Lockdowns haben, dass wir unsere Stimme benutzen, um für sie zu sprechen.“
Das muss jetzt mal gesagt werden: An alle aktiven Menschen da draußen, die sich für Klimagerechtigkeit engagieren: Ihr seid großartig! Macht weiter so!Wir werden nicht leiser werden, bis unsere Politik auf die Klimakrise reagiert, wie es angemessen ist, auf eine Krise zu reagieren: Entschlossen, an der Wissenschaft orientiert und solidarisch. #FightEveryCrisis!
Sorry daß ich nicht dabei war.
Ich mag dieses Online mit Foto, Name, … nicht. Ist immer mehr Überwachung und Spionage…
-geht sicher einigen so oder ähnlich!
: Die Dunkelziffer derjenigen, die eine Zukunft mit Planet wollen, ist viel höher!
Mehr versiegelte Flächen darf es nicht geben!
Über Bevölkerungszunahme sollte man auch mal reden!
Viele Parkplätze könnte man zur Not auch für Wohnungen nutzen. Wer auf ein Auto (besonders in der Stadt) verzichten muß, wird es meist recht Problemlos können. Benzin, Diesel, E-Auto…. : Reifenabrieb, Verkehrstote, Flächenverbrauch, Lärm, …
Rechtschreibfehler im Titel: „DIE GRÖẞTE“ statt „DIE GRÖSSE“
Dankeschön!
Hello,
I´m from the UK and I´ve got some questions. I´ve heard that there is a similar day of action on the 19th June (in London). I know that the protest in Germany was creative and colourful in many ways. I´ve read the article but I cannot speak much German. Could anyone sum up the creative actions with which the people in Germany protested for climate change on April 24th?