Nur noch ein Tag, dann ist es soweit – dann ist wieder Globaler Klimastreiktag. Am 25. März gehen international unzählige Menschen unter dem Motto #PeopleNotProfit auf die Straße. Im Interview erklärt Darya Sotoodeh, Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland, warum eigentlich gestreikt wird, wie Frieden und Klimagerechtigkeit verbunden sind und was die Klimagerechtigkeitsbewegung jetzt fordert.
Wer bist du? Stell dich kurz vor!
Ich bin Darya, 24 Jahre alt und Klimaaktivistin in Heidelberg und Berlin. Ich bin seit zwei Jahren bei FFF aktiv und studiere nebenbei Übersetzungswissenschaft. Am 25. März bin ich bundesweite Pressesprecherin für Fridays for Future Deutschland.
Warum streikt Fridays for Future am 25. März?
Der neueste Weltklimabericht zeigt: wir müssen dringend handeln, um die Erderhitzung so gut wie möglich auszubremsen. Dafür braucht es international konsequente und solidarische Maßnahmen. Das Pariser Klimaschutzabkommen wurde von 197 Staaten unterzeichnet, aber die entsprechenden Maßnahmen folgen nicht. Stattdessen werden fast überall auf der Welt Profite großer Konzerne über Menschenleben gestellt. Deswegen gehen wir am 25.0. weltweit unter dem Motto #PeopleNotProfit auf die Straße, um gemeinsam für Klimagerechtigkeit zu kämpfen.
Wofür streikt Fridays for Future in Deutschland?
Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens hat Deutschland sich dazu verpflichtet, die Erderhitzung auf höchstens 1,5 °C zu beschränken und seinen Teil dazu beizutragen. Dazu braucht es konsequente Maßnahmen, die bis heute nicht umgesetzt wurden.
Wir befinden uns jetzt in einer fossilen Krise. Durch Putins Angriffskrieg in der Ukraine wird deutlich, dass wir von fossilen Energien unabhängig sein müssen. Wir brauchen einen sozial gerechten Wandel im Energiebereich, im Verkehr, in der Wirtschaft und allgemein in der Politik.
Und wofür wird international gestreikt?
Die Klimakrise kann nur international bekämpft werden, denn sie macht nicht an Ländergrenzen halt. Im Gegenteil: Insbesondere wohlhabende Industrienationen wie Deutschland stehen in der Verantwortung, ihren Teil dazu beizutragen. Denn unter den Folgen der Klimakrise leiden vor allem diejenigen, die am wenigsten dazu beitragen und unter bestehenden Ungerechtigkeiten leiden: MAPA (most affected people and areas) und Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind.Gerade finden leider viele Krisen gleichzeitig statt. Es ist wichtig, dass wir uns solidarisieren, uns gegenseitig unterstützen und die Krisen gemeinsam bekämpfen. Für Klimagerechtigkeit und Frieden.
Welche besonderen Aktionen sind in deutschland und weltweit geplant?
Alleine in Deutschland wird in über 300 Städten gestreikt, weltweit in über 700 Städten in mehr als 80 Ländern. Es finden viele verschiedene kreative Aktionen statt: von Fahrraddemos über große Plakat-Aktionen bis hin zu riesigen Demonstrationen ist alles dabei. Immer natürlich unter Einhaltung wichtiger Hygiene-Maßnahmen.
Frieden und Klimagerechtigkeit – wie gehört das zusammen? Wie zeigt ihr euch solidarisch mit der Ukraine?
Wir kämpfen für Klimagerechtigkeit, das heißt, auch dafür, dass alle Menschen in Sicherheit, Freiheit und Würde leben können. Ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg (und generell jeder Krieg) bewirken genau das Gegenteil. Es ist unsere Pflicht, uns mit allen Betroffenen des Kriegs zu solidarisieren. Tatsächlich spielen fossile Brennstoffe in diesem Krieg eine entscheidende Rolle. Die EU – und auch Deutschland – importiert weiterhin Gas aus Russland und finanziert Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Wir schließen uns den Forderungen unserer ukrainischen Mitaktivist*innen an und fordern ein Ende jeglicher wirtschaftlicher Unterstützung Russlands.
Die ersten hundert Tage der Bundesregierung sind zu Ende – was haltet ihr von deren Arbeit bisher?
Zu Beginn der neuen Amtszeit haben wir sechs konkrete Forderungen an die Regierung gestellt. Keine davon wurde erfüllt. Stattdessen hat die deutsche Regierung eine Taxonomie unterzeichnet, die Gas und Atomenergie als nachhaltig einstuft, importiert weiterhin Gas aus autokratisch regierten Staaten und legt keinen rechtzeitigen Ausstieg aus fossilen Energien fest.
Was muss sich jetzt ändern in der Politik? Was sind eure Forderungen an die Politik?
Wir fordern einen sofortigen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, damit Deutschland energetisch unabhängig ist. Außerdem eine sozial gerechte Verkehrswende und einen schnellstmöglichen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Deutschland muss spätestens 2035 CO2-neutral sein.
Wie geht es nach dem 25. März weiter?
Wir werden gemeinsam weiter kämpfen und fordern, dass die Regierungen ihrer Verantwortung gerecht werden. In diesem Jahr wird es viele weitere Aktionen geben und wir werden auch wieder auf die Straße gehen. Eines ist klar: wir werden nicht aufgeben, bis wir echte Klimagerechtigkeit erreicht haben.
Wie kann ich mich beteiligen am Klimastreik?
Natürlich kannst Du gerne zum Streik kommen – je mehr Menschen wir sind, desto besser. Corona nehmen wir ernst und haben deshalb immer entsprechende Hygienemaßnahmen. Eine Übersicht über alle Streiks in Deutschland findest du hier. Ansonsten kannst Du uns online unterstützen, unsere Infos zum Streik mit deinen Freund*innen, in der Schule und überall sonst teilen und darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, für Klimagerechtigkeit zu streiken. Dazu kannst du zum Beispiel unseren Profilbildgenerator nutzen. Aber ein Streik kostet immer auch Geld, deshalb freuen wir uns auch über Spenden.
Vielen Dank für das Interview und bis morgen auf der Straße!