Endlich wieder globaler Streik!

Wir waren auf der Straße, um #PeopleNotProfit zu fordern. Ein Rückblick.

280.000 waren wir dieses Mal. Und das allein in Deutschland! Für manche ist das Klimastreiken ein bisschen festlich – endlich wieder gemeinsam feiern, woran wir glauben. Für andere eher eine ganz große Überwindung, man muss da schließlich laufen und Lärm aushalten und manchmal regnet es. Wieder haben wir uns zusammengetan, um für das auf die Straße zu gehen. Wir sind uns alle einig: 

Es gibt einen Weg aus den Krisen. Wir kommen da raus, wenn wir Menschen endlich über Profite stellen. Wenn wir aufhören, soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit gegeneinander auszuspielen und unsere Bundesregierung 100 Milliarden Euro in ein Sondervermögen steckt, damit wir beides erreichen.

Am 23. September dafür zu streiken, war für jede*n ein bisschen anders. Sechs Menschen berichten: So war der Globale Klimastreik für uns. 

So hat Len den Großstreik in München mitorganisiert

Für mich war das mehr oder minder der erste Großstreik. Ich bin mit sehr viel Motivation, Neues zu lernen, reingegangen. Ich hatte auch das Gefühl, dass in der Orga sehr viel Motivation da war, etwas Großes anzupacken. Zuerst habe ich zwei oder drei Aufgaben übernommen, die dann mehr wurden – das hat mich aber gar nicht gestört, bei einem Großstreik hatte ich genau damit gerechnet und es war cool, so viel dabei zu lernen. 

Der Tag selbst hat Schlafmangel und Stress bedeutet, war aber gleichzeitig auch ein cooles Erlebnis. Für Organisierende ist ein Großstreik eigentlich ein Vier-Tages-Block: Zwei Tage vorher ist der letzte Planungstag: Menschen sitzen zusammen und coworken um alles zu erledigen, was noch fehlt. Am Tag vor dem Streik ist dann Aufbautag, am Tag nach dem Streik Aufräumtag.

Der eigentliche Streiktag war einfach cool – von früh bis spät. Ich glaube, von 8 Uhr bis Mitternacht, gab es extrem viel zu tun. Ich konnte das Feeling miterleben, größere Aktionen umzusetzen und lernen, wie man sich dabei einbringen kann. Alles in allem für mich eine sehr positive Erfahrung!

Wieso Shreya sich für die Streiks in Indien ein besonderes Motto ausgedacht hat

In Indien wurde in mehreren großen Städten gestreikt. Ich habe dabei mitorganisiert, allerdings nicht in einer der Städte vor Ort, sondern hauptsächlich online. Für den Streik habe ich das Motto „Clock ticking Satyagraha“ vorgeschlagen. Satyagraha bezeichnet Mahatma Gandhis Haltung des gewaltfreien Widerstands. Er war es, der vor 75 Jahren zu landesweiten Aktionen aufrief und damit die Unabhängigkeitsbewegung in Gang brachte, die den britischen Kolonialismus in Indien beendet hat. (Mehr dazu auch hier)

Mit der selben Entschlossenheit wollen wir jetzt, während die Uhr tickt, eine Massenbewegung für Klimagerechtigkeit organisieren. Wir hoffen, dass es auch in anderen Ländern Streiks unter dem Motto #ClocktickingSatyagraha geben wird!

Moritz erzählt, warum sich Streiken klein anfühlen und trotzdem groß sein kann

Ich habe den Streik dieses Mal etwas anders erlebt, weil ich im Ruheblock mitgelaufen bin. Mir haben die Reden und besonders die Musiker*innen gefallen. Im Bezug auf die Weltsituation habe ich mich auf den Protesten immer ein bisschen klein gefühlt. Ich weiß, dass Fridays for Future eine globale Bewegung ist, die sicher schon viele wichtige Politiker*innen unter Druck gesetzt und realpolitische Entscheidungen beeinflusst hat, aber was ich auf den Protesten sehe, sind am Ende auch nur Menschen mit Pappschildern und Lautsprechern, die Lieder singen oder, wie in Regensburg, Laientheater aufführen. Wenn ich an die weltweiten systemischen Probleme denke, die wir damit zu bekämpfen versuchen, komme ich mir dann oft etwas aufgeschmissen vor. Aber ich weiß, dass dieses Denken falsch ist, und dass Großproteste eines der wenigen Mittel sind, um als kleiner Mensch Wandel zu erzeugen.

Warum Kira im Anti-Atomkraft-Block mitgelaufen ist

Eigentlich war Atomkraft für die meisten von uns nie ein Thema. Die ersten Proteste in den 60er Jahren, Tschernobyl 86, der Atomausstieg 2002, der Ausstieg vom Ausstieg 2010, Fukushima 2011 und dann der zweite Atomausstiegsversuch im gleichen Jahr – wir kennen diese Ereignisse, doch der Großteil unserer Bewegung ist einfach zu jung, um daran selbst beteiligt gewesen zu sein. Für mich war Atomkraft immer ein Problem, welches die vorherige Generation schon längst erledigt hat. Doch jetzt sieht die politische Situation anders aus: Drei AKWs laufen noch und wahrscheinlich werden zwei davon noch im Streckbetrieb weiterbetrieben. Gleichzeitig sind Politiker*innen der CDU und FDP wieder für einen kompletten Atomeinstieg! Und darum bin ich beim letzten Globalen Klimastreik nicht nur für Klimagerechtigkeit, sondern das erste Mal auch aktiv gegen Atomkraft auf die Straße gegangen – beim Anti-Atomblock beim Globalen Klimastreik in München. Es ist wichtig, dass wir jetzt die Scheindebatte um Atomkraft beenden und uns auf das Eigentliche konzentrieren: Den Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Kiras ganzen Kommentar ,, Atomkraft – auch keine Lösung“ gibt es hier.

Sanja beschreibt die Stimmung in Hannover

Es war toll mal wieder mit so vielen Menschen auf der Straße zu sein! Das Wetter hat mitgespielt, die Leute waren motiviert, und es war eine tolle Stimmung. Die Redebeiträge waren super und wurden durch schöne Musik prima abgerundet. Nach einem langen Tag sind wir dann alle KO, aber glücklich schlafen gegangen.

Manuel blickt auf das letzte Jahrzehnt zurück

Die Ortsgruppe Randolfzell hat mich gebeten, eine Rede zu schreiben, die auf der Demo dann gehalten wurde. Dafür habe ich auf das letzte Jahrzehnt zurückgeblickt und dieses klimagerechtigkeitspolitisch bewertet. Der Text wird hier bald als Kommentar veröffentlicht.

… und das sagt die Presse über den Streik:

Der 23.09. war groß und unsere Forderungen nach einem Sondervermögen und endlich mehr Aufmerksamkeit für die most affected people and areas (kurz: MAPA) laut – und haben deswegen am Tag des globalen Streiks die Medien dominiert!

Die Süddeutsche Zeitung findet: „Die Klimaproteste von „Fridays for Future“ sind so wichtig und richtig“ und „Die Klimaschutzbewegung hat sich jetzt zurückgemeldet (…) – endlich wieder“.

Laut taz war der ,,Fridays-Protest größer als erwartet“ und „der erfolgreiche Protest am Freitag wird all jenen Rückenwind geben, die dafür plädieren, die aktuelle Energiekrise für einen raschen und grundsätzlichen Wandel der Energieerzeugung zu nutzen, nun da Gas nur noch auf teuren Umwegen verfügbar und Kohle keine Alternative mehr ist“.

Die Tagesschau blickt in einem Video auf die Streiks zurück. 

Und bei der Badischen Zeitung heißt es „Fridays for Future und viele Sympathisanten haben gezeigt, dass sie ihren Elan weder in der Sommerhitze verloren haben noch in einer Art Krisen-Schockstarre feststecken. Das verdient Respekt.“

Ein voller Erfolg also!

Protokoll: Hannah Herrmann

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