Trotz Regen, Wind und Kälte, trotz Anti-Klima-Backlash, Anti-Klima-Kanzler und fossilem Gasrausch – trotz allem waren am vergangenen Freitag wieder Zehntausende in ganz Deutschland und weltweit auf der Straße. Zum internationalen Klimaaktionstag fanden in unglaublichen 77 Städten in ganz Deutschland Proteste statt. In Berlin zum Beispiel, in Köln, Hamburg, Dresden oder München. Aber auch überall sonst im ganzen Land waren wir laut, kreativ, unermüdlich. Und das nicht nur mit zahllosen Protesten, sondern auch mit Laternenbildern, leuchtenden Buchstaben oder strahlenden Flammensymbolen. Wir waren laut, haben unsere Stimmen erhoben und der Politik ein weiteres Mal deutlich gemacht: Keep your promises – haltet eure Versprechen! In ganz Deutschland waren wir dafür laut – Aktivist*innen aus einigen Orten berichten hier von ihren Demos.
People for Future aus Gelnhausen berichten: “Wir waren knapp 100 Leute und haben uns – da wir im Vorhinein Kapazitäten sparen mussten und nicht wussten, mit welchem November-Wetter wir rechnen müssen – für eine „Speed-Demo“ unter dem Motto „1 Stunde Protest“ / „55 Minuten für’s Klima“ entschieden. Es war eine überschaubare Teilnehmendenzahl, aber die Stimmung war super, bei der Eröffnungsrede wurde viel geklatscht und unterstützt. Im folgenden Demozug waren die Planet-Erde-Lampions und die Lichterketten ein Highlight, wodurch es einen gemütlichen und freundlichen Charakter hatte. Demorufe sind immer wieder erklungen und zur Musik wurde sich rhythmisch mitbewegt. Viele PassantInnen haben interessiert und wohlwollend reagiert. Zum Abschluss wurden nur noch wenige Sätze, die ermutigend und hoffnungsvoll waren, mit auf den Heimweg gegeben. Unter einer Stunde sind alle wieder nach Hause gegangen, aber dafür war die gemeinsame Zeit intensiv und solidarisch.”
“Mit lauten Klima-St.Martins-Liedern sind wir in Duisburg mit bunten Laternen durch die Straßen gezogen. Mit einem kurzen Zwischenstopp beim Rathaus haben wir der neuen/alten Koalition nochmal klar gemacht, worauf es in den kommenden fünf Jahren Kommunalpolitik ankommt: sozial gerechten Klimaschutz. Im Anschluss gab es noch veganen Kakao und Spiele und viele Möglichkeiten zur Vernetzung. Besonderen Dank ging an unsere Ruhrpott-Nachbar-OG Dortmund, von denen ganz spontan ein Fotografie-talentierter-Aktivist zu uns gefahren ist, um die Demo zu dokumentieren”, berichten Aktivist*innen aus Duisburg.

Und: “In Bingen am Rhein gab es am 14.11. anlässlich der Weltklimakonferenz in Belém eine Demonstration. Die Reden haben deutlich gemacht, dass die jetzigen Klimaziele nicht ausreichen, und die tatsächlichen Maßnahmen erst recht nicht. Beim Demoaufzug wurde mit kreativ gestalteten Schildern und Rufen mehr Klimaschutz gefordert. Auch mit einer Kreidemalaktion wurde diese Forderung unterstrichen. Die an Julia Klöckner gerichtete Petition gegen Erdgas, die die Omas For Future aus Bad Kreuznach mitbrachten, wurde mit zahlreichen Unterschriften unterstützt.”
Auch Ludwigsburg war laut: “Wir haben unsere übliche Streikzeit beibehalten gehabt und wollten diesmal ein Licht der Hoffnung für eine bessere und klimagerechte Welt sein. Von den Forderungen der BW-Landesebene zur Landtagswahl über die COP bis hin zu lokalen Verkehrsprojekten waren wir thematisch breit aufgestellt. Gerade bei unserer Zwischenkundgebung vor einem großen Einkaufszentrum wurden viele Umstehende auf die Demo aufmerksam”

Aus Regensburg wird berichtet: “Wir waren in Regensburg am Freitag gemeinsam mit 750 Menschen auf der Straße! Wir haben uns zusammengetan mit Gruppen gegen rechts und der Seebrücke, um auf Klimaflucht, den fossilen Rollback und den internationalen Rechtsruck aufmerksam zu machen. Auch die fehlende Umsetzung des inzwischen zehnjährigen Pariser Klimaankommen wurde thematisiert. Unsere Demo war laut, kraftvoll und wütend und hat uns mal wieder gezeigt, dass wir gemeinsam stärker sind. Klimagerechtigkeit heißt Menschlichkeit zeigen und sich deutlich gegen rechts zu positionieren.
Auch in Frankfurt ging es rund: “In Frankfurt haben wir einen Fokus auf die Kämpfe von Aktivisti im globalen Süden gelegt. Mit eingespielten Redebeiträgen von Debt for climate aus Peru und Mexiko direkt von der COP30 und der Initiative Pro Amazonia haben wir wichtige Stimmen für internationale Gerechtigkeit und gegen koloniale Ausbeutungsverhältnisse gehört. Außerdem wurde sich mit dem zwei Tage zuvor geräumten Banny (Waldbesetzung gegen Kiesabbau, Nähe Frankfurt) solidarisiert. Bei unserem Demozug durch die Innenstadt setzte die Dämmerung ein und wir konnten unsere Erden-Laternen zum leuchten bringen. Beendet wurde die Demo mit warmer veganer Küfa und guter Musik bei der wir uns schon für den Abend warmtanzen konnten – denn stand noch eine von uns gemeinsam mit OAT und Schülis gegen Rechts organisierte Party für Widersetzen an, bei der wir den Tag mit fetziger Technomusik ausklingen lassen konnten.


Und: “Wir waren 200 Menschen, vor allem Kinder mit ihren Eltern, aber auch Jugendliche und ältere Mensche. Bei der Demo hatten wir eine große Laterne und viele kleinere. Die Stimmung war voll schön und am Ende haben wir um die Laterne einen Hoffnungskreis gebildet, uns an den Händen gehalten und ,,wehrt euch leistet Widerstand“ gesungen”, erzählen die Aktivist*innen aus Ulm.
Aus Leipzig erzählen die Aktivist*innen: „Unsere Kundgebung in Leipzig am Freitagnachmittag mit fast 400 TeilnehmerInnen war ein gewisser Erfolg. Was uns besonders glücklich gemacht hat: der Leipziger Rapper HeXer stattete uns einen Besuch ab und performte sogar ein paar seiner Rap-Songs. Wir freuen uns über die 7 Redebeiträge von verschiedensten Organisationen aus Leipzig. So findet eine Vernetzung in unserer Bewegung statt, damit wir immer mehr Menschen auf unsere Anliegen aufmerksam machen können! Außerdem veranstalteten wir eine kleine Kunstaktion bestehend aus sieben Weltkugel-Laternen, symbolisch für die sieben überschrittenen Planetaren Grenzen, die während einer Rede von den Scientists for Future darüber nach für nach ausgeschaltet wurden. Weil es mittlerweile dunkel geworden war, haben wir sie danach wieder angemacht und zum Abschluss gemeinsam ‚Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Für‘s Klima streiken wir gerne und darum sind wir hier‘ gesungen.“
Überall in Deutschland waren also Menschen auf den Straßen für Klimagerechtigkeit und haben gezeigt: Wir geben nicht auf, wir kämpfen weiter – auch zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen! Noch immer passiert zu wenig im Klimaschutz, auch und gerade deshalb müssen wir weiter und weiter auf die Straße gehen. Denn Wandel passiert nicht von selbst, Wandel wird gemacht. Von vielen, vielen Menschen an vielen, vielen Orten!
