Weil Aufgeben keine Option ist – Rückblick auf den 20. September 2025

Am Samstag vor einem Monat stand ich auf dem Lidellplatz in Karlsruhe, gemeinsam mit vielen anderen Menschen. Es war der 20. September und auf der ganzen Welt gingen wir an diesem internationalen Aktionswochenende auf die Straße. Es war ein richtig gutes Gefühl, zusammen auf der Straße zu stehen und gegen die fossile Politik der Bundesregierung ein Zeichen zu setzen. Ich habe super viele schöne Geschichten von diesem Wochenende aus ganz Deutschland gehört und viele Fotos von Aktionen auf der ganzen Welt gesehen. In Karlsruhe standen 1.300 Menschen auf der Straße, bei strahlender Sonne. Deutschlandweit waren wir 50.000. 

Vor dem Wochenende hatte ich wirklich Angst, dass die Aktionen sehr klein werden und nur wenige Leute zu den Demonstrationen kommen; dass es die Menschen nicht interessiert, wie die Klimakrise eskaliert und Leute jetzt schon immens leiden. Ich habe lange hinterfragt, ob es sich lohnt, Arbeit in diese Tag zu stecken. Es könnte ja sein, dass niemand kommt. Es könnte ja sein, dass es niemanden interessiert. Es könnte ja sein, dass wir am Ende eine Bühne aufbauen und dann nur zu zehnt dastehen. Es könnte, es könnte, es könnte … 

Jetzt, mit etwas Abstand zu dem Tag selber, kann ich die Frage, ob sich die Arbeit lohnt, auf jeden Fall mit Ja beantworten und ich bin froh, dass ich dabei war. Wir waren zwar weniger als früher, wir hatten weniger Presse-Aufmerksamkeit und unsere Social Media Posts liefen auch nicht sonderlich gut, aber gerade weil es so schwer ist, weil es so mühsam ist, habe ich mich über jedes Gesicht auf der Demo gefreut. Denn gerade in Zeiten, in denen sich scheinbar wenig Menschen für die Klimakrise interessieren, in denen der Bundesregierung Klimaschutz egal zu sein scheint und in denen immer weniger Menschen für eine sozial gerechte Klimapolitik auf die Straße gehen, braucht es Menschen, die weitermachen. Und deswegen hätte sich der Aufwand auch für eine Demo mit 10 oder 50 Leuten gelohnt: Weil es nicht darum geht, das bequemste, einfachste oder coolste zu machen, sondern das richtige. Und gerade müssen wir uns gegen die fossile Politik der Bundesregierung stellen, egal mit wie vielen Leuten.

Ich konnte aus diesem Tag auf jeden Fall viel Kraft ziehen. Und die werden wir auch brauchen!

Die nächsten Wochen und Monate steht viel an und werden sicherlich nicht leicht: der Bundestag und -rat wird über die Gasbohrungen vor Borkum abstimmen, die Weltklimakonferenz findet statt und die Bundesregierung wird sich weiter entscheiden müssen, ob sie für die fossile Lobby oder für die Menschen Politik macht. Und dabei können wir natürlich nicht leise zuschauen und schweigen, wir planen den nächsten globalen Protest:

Am 14.11. gehen wir auf die Straßen, während die Weltklimakonferenz in Brasilien stattfindet. Und auch, wenn wir dann vielleicht noch weniger sind, als am 20. September: ich werde dabei sein, weil ich nicht zuschauen werde, wie unsere Bundesregierung eine fossile und klimazerstörerische Politik macht, während wir die Lösungen schon längst kennen. Ich hoffe, du bist dabei?


Carolin

ist Aktivistin in Karlsruhe und Berlin und setzt sich für Klima und Gerechtigkeit ein.

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