Corona-konform auf die Straße – worauf wartest du noch?

2020 hat sich vieles für uns verändert. Da die Klimakrise dringender denn je ist, müssen wir am 25.09. wieder auf die Straße gehen. Aber wir nehmen die Corona-Situation ernst und schützen einander – ein Appell.

Könnt ihr euch noch an den globalen Streik am 20.09.2019, also vor knapp einem Jahr erinnern? Fridays for Future war überall präsent – Millionen Demonstrierende weltweit, über 500 Demonstrationen allein in Deutschland, tausende weltweit. Seitdem ist viel passiert: Gretas Rede vor den Vereinten Nationen Ende September sprach uns wohl allen aus dem Herzen, als sie fragte: „How dare you?“ – „Wie konntet ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit euren leeren Worten?“ Dementsprechend gingen wir weiter auf die Straßen, im November in über 2.400 Städten weltweit anlässlich der Klimakonferenz COP25 und an zahlreichen Freitagsdemonstrationen, immer wieder.

Doch Anfang des Jahres 2020 verändert sich vieles. Zunächst erschütterte uns der Anschlag in Hanau im Februar, dann stiegen im März die Corona-Fall-Zahlen. Weil wir jede Krise ernst nehmen und auf die Wissenschaft hören und aus Solidarität mit all den Menschen, die besonders von Corona betroffen sind, sagten wir zunächst den bayernweiten Klimastreiktag ab, dann mehr und mehr Demonstrationen und Aktionen.

Um uns und andere nicht in Gefahr zu bringen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Klimakrise nicht in Vergessenheit gerät, wurden wir kreativ: Am 24.04 veranstalteten wir die größte Online-Demo der Welt und legten bei einer Corona-konformen Aktion über 15.000 Demoschilder vor dem Reichstagsgebäude in Berlin ab. Außerdem zeigten sich zahlreiche Ortsgruppen solidarisch und brachten beispielsweise Menschen aus der Risikogruppe Einkäufe vorbei.

Aber während sich so viel veränderte und wir immer wieder neue Wege finden mussten mit der neuen Situation umzugehen, eins hat sich – leider – nicht verändert: Die Politik schläft immer noch, wenn es um Klimagerechtigkeit geht. Während sie in der Corona-Krise zeigte, dass sie fähig ist in einer Krise auch drastische Maßnahmen zu ergreifen, wenn nötig, wird die Klimakrise noch lange nicht wie die lebensbedrohliche Krise behandelt, die sie ist. Das beste Beispiel dafür sind die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Datteln IV und der Beschluss des viel zu späten Kohleausstiegs erst 2038. Die Bundesregierung verpasste die historische Chance, dass Konjunkturpaket zur Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise ökologisch und sozial zu gestalten und somit einen Wandel zu einer Wirtschaft, die mit dem 1,5°C Grad Ziel kompatibel ist einzuläuten.

Zwar sanken die CO2-Emissionen durch den Wirtschaftswachstumseinbruch durch die Corona-Krise, ein internationales Forschungsteam geht aber davon aus, dass die CO2-Einsparung durch Corona langfristig nur 0,01°C der Erwärmung bis 2030 ausmachen. Wenn sich jetzt nicht etwas grundlegend ändert, steigen die Emissionen zudem bald schon wieder an und in der Wirtschaft, wie in der Politik sind immer wieder Stimmen laut, die ausgerechnet jetzt die Klimaziele aufweichen wollen. Gleichzeitig nimmt die Klimakrise immer mehr Fahrt auf, die Uhr tickt: Wenn wir die schlimmsten Folgen der Klimakrise verhindern wollen, dann müssen wir die Erderwärmung unter 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1900) begrenzen. Dafür bleiben uns noch ca. 7 Jahre.

Bereits jetzt kostet die Klimakrise tausende Menschen das Zuhause und sogar das Leben, vor allem im Globalen Süden. Nur wenn wir jetzt entschieden handeln und radikal CO2 einsparen, gewinnen wir Zeit und haben die Chance, dass wir das Schlimmste verhindern. Das Schlimmste, das bedeutet: Die Überschreitung kritischer Grenzen, bei denen Kippelemente, wie das Auftauen der Permafrostböden in Gang gesetzt werden, durch die sich die Klimakrise unkontrolliert verschnellert. Bereits bei 1,5°C Erderwärmung werden Überschwemmungen, Hitzeperioden und Extremwetterereignisse noch häufiger werden – bei der Überschreitung drohen noch extremere und schnellere Veränderungen.

Wir brauchen jetzt dringend effektive Klimapolitik. Deutschland muss selbst entschieden vorangehen und sich auf internationaler Ebene für Klimagerechtigkeit einsetzen. Deshalb müssen wir am 25.09. alle zusammen auf die Straße gehen und ein klares Zeichen an unsere Politik senden!

Wir möchten, dass alle Menschen sich sicher fühlen können bei unseren Demonstrationen und, dass es keine erhöhte Ansteckungsgefahr gibt. Deshalb brauchen wir eure Mitarbeit, damit wir auch in Zukunft weiterhin Aktionen im öffentlichen Raum veranstalten können.

Deshalb bitten wir euch inständig darum, euch unbedingt an die Sicherheitsmaßnahmen zu halten und so euch und andere zu schützen:

  • Wenn ihr euch nicht gut oder gar krank fühlt, bleibt bitte auf jeden Fall zu Hause. Ihr könnt eure Ortsgruppe auch anders unterstützen, beispielsweise online auf den sozialen Medien, durch Leser*innebriefe in den lokalen Medien, ein Banner an eurem Fenster oder falls ihr die nötigen finanziellen Mittel habt, durch eine Spende, um die Kosten des Streiks zu decken. Solltet ihr Symptome an euch beobachtet, die auf eine Corona-Erkrankung hinweisen, kontaktiert auf jeden Fall eure Hausarztpraxis telefonisch. Aber auch bei Grippe-, Erkältungssymptomen oder anderen Krankheitserscheinungen solltet ihr Menschenmengen meiden und lieber von zu Hause demonstrieren.
  • Informiert euch im vorab über die sozialen Medien eurer lokalen Ortsgruppe über die Planungen der Demonstration und Sicherheitsmaßnahmen. Wenn ihr auf der Demo seid, folgt den Hinweisen der Ordner*innen und nehmt Rücksicht aufeinander.
  • Bitte tragt auf allen Aktionen eine Maske, um euch und andere vor einer Infektion zu schützen.
  • Bitte denkt dran, den nötigen Abstand (auch mit Mund- und Nasenbedeckung) von mindestens 1,5 – 2m einzuhalten.

Lasst uns den 25.09. gemeinsam groß, solidarisch und sicher machen! Schau doch direkt nach, wo der nächste Streik stattfindet und bastel direkt dein Demo-Plakat.

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