COP Daily Tag 1 | 1,5°C ist Geschichte

Paris außer Sicht

„Das muss die COP sein, die das 1,5°C Ziel in Reichweite hält.”
– Ursula von der Leyen

10 Jahre nach Paris, 20 Jahre nach Kyoto und 30 Jahre nach der ersten COP kristallisiert sich heraus: Das Versprechen, die Erwärmung des Planeten auf 1,5°C zu begrenzen, ist nach aktuellem Stand nicht mehr möglich. Das besagt der Emissions Gap Report 2025 der UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen.

Jetzt geht es darum, die Überschreitung der 1,5-Grad-Marke vorübergehend und minimal zu halten, sodass eine Rückkehr auf 1,5 Grad im Bereich des Möglichen bleibt.

Schon jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die bisher festgesetzten nationalen Klimaziele dafür nicht ausreichen. Mit den Klimamaßnahmen der aktuellen Politik stehen wir bei einer Erwärmung von 2,8°C im Jahr 2100. Auch bei der vollkommenen Umsetzung aller Nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) würden wir bei 2,3 bis 2,5°C landen – immer noch fernab der 1,5. Diese Lücke gilt es also jetzt zu schließen.

Tag 1 geschafft – Wie geht’s jetzt weiter?

Während sich Staats- und Regierungschefs schon vergangene Woche beim Leaders Summit in mehr oder weniger konkreten Reden zum Klimaschutz geäußert haben, startete heute nun offiziell der erste Tag der COP. 

Traditionell wird am ersten Tag der COP zunächst über die Tagesordnung der kommenden zwei Wochen abgestimmt. Bereits am Nachmittag einigten sich die Verhandler*innen auf eine vorläufige Tagesordnung – die schnelle Einigung ist dabei ein vorsichtiges positives Zeichen für die kommenden Verhandlungen.


Wie geht es nun weiter?
In der ersten Woche der COP wird in der Regel wenig beschlossen. Verschiedene Staatenbündnisse stecken ihre Interessen ab und einzelne Staaten machen hier und da mal konkrete Zusagen, in der Hoffnung, dadurch andere Staaten zu ähnlichen Aussagen zu motivieren. 

Richtig los mit den Verhandlungen geht es dann erst in Woche zwei. Dann reisen die Minister*innen der einzelnen Staaten an – für Deutschland ist das der Umweltminister Carsten Schneider – die auf der Basis der Vorverhandlungen der ersten Woche dann wirkliche Entschlüsse fällen. Dann geht es nicht nur um konkrete Zahlen bei nationalen Klimazielen, Beteiligungen an Klimafinanzpaketen und Prozente bei Entwaldungsquoten, sondern auch um Formulierungen und Textbausteine. Denn am Ende der COP steht eine gemeinsame Abschlusserklärung aller Staaten, deren Inhalt im Laufe der COP verhandelt wird. Jedes Wort kann dabei zur Verhandlungsmasse werden.

Bis dann stehen den Verhandler*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen noch lange Tage und Nächte in Belém bevor.

Klare Worte von Guterres

„Wir sind daran gescheitert, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen” – so beginnt die Rede des UN-Generalsekretärs António Guterres vergangenen Freitag. Zu Beginn des Leaders Summit mahnt er die versammelten Staats- und Regierungschefs endlich entschlossen zu handeln, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Das 1,5° Ziel ist gerissen – lang lebe das 1,5° Ziel
​​1,5 °C sind nicht mehr dauerhaft zu halten – das sagt die Wissenschaft, und auch Guterres betont das in seiner Rede deutlich. Wir werden zumindest vorübergehend eine Erwärmung über 1,5 °C erleben. Diese müsse jedoch nur temporär bleiben, appelliert Guterres. Um wieder unter 1,5 °C zu kommen, müssen wir jetzt alles tun, um die Emissionen bis 2050 auf null zu senken und anschließend Negativemissionen zu erreichen.

„We can choose to lead or be led to ruin.”
– António Guterres

Guterres nimmt die Industriestaaten in die Pflicht und erinnert an die Versprechen früherer Klimakonferenzen. Zugleich warnt er vor dem Einfluss der fossilen Lobby, die weiterhin von der Zerstörung des Planeten profitiert. Guterres fordert, dass der Wandel gerecht gestaltet wird – mit besonderer Unterstützung für Entwicklungsländer, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Dabei hebt er die Bedeutung indigener Gemeinschaften hervor, deren Wissen und Beteiligung entscheidend für eine nachhaltige Zukunft seien.

Starke Worte des UN-Generalsekretärs zu Beginn dieser COP. In den nächsten Tagen wird sich dann herausstellen, inwiefern die Verhandler*innen sie beherzigen.

Zur Rede:
https://www.youtube.com/watch?v=CrsLkllX2CA

Foto von Ueslei Marcelino/COP30



Nichts mehr verpassen? – Infostream abonnieren!