COP Daily Tag 4 | Geld für’s Klima

Heute war eher ein ruhiger Tag auf der COP. Anlass für uns, ein paar der schwierigen Themen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Geld für den „gerechten umstieg“

Von Kohleregionen über Ölnationen bis zum Heizungskeller: Der Wandel von einem fossilen Wirtschaftssystem zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Zukunft zieht auch viele soziale Folgen nach sich. Für Regionen und Sektoren, die bisher komplett abhängig von fossilen Energien waren, können fehlende Einnahmen und der Verlust von Arbeitsplätzen zu einer großen Herausforderung werden. Wo dieser Wandel nicht abgedämpft wird, entstehen Frust, Angst und Wut. 

Aus diesem Kontext entstand die Idee der sogenannten “Just Transition”, zu deutsch eines „gerechten Umstiegs“: Soziale und wirtschaftliche Nachteile beim Umbau zu einer klimagerechten Wirtschaft und Gesellschaft sollen durch gezielte Maßnahmen abgefedert werden – zum Beispiel durch den Aufbau neuer Wirtschaftszweige, Weiterbildung, sozialen Austausch oder Förderprogramme. Als gesetzlicher Rahmen wurde die “Just Transition” als Teil des European Green Deal im Januar 2020 etabliert. Durch den Finanzmechanismus sollen so von 2021 bis 2027 rund 55 Milliarden Euro etwa in Kohle-Förderregionen fließen. 

Dieser „gerechte Umstieg“ spielt aber nicht nur in Deutschland oder Europa eine Rolle. Die Gerechtigkeit im Titel spricht viel mehr auch auf globale Zusammenhänge an. Gefordert wird, dass besonders ehemalige Kolonialstaaten des globalen Westens Geld für einen ‘gerechten Wandel’ in anderen Ländern bereitstellen. Deutschland tut das bereits und fördert etwa Umschulungen in Südafrika. Aber: Eine breite, internationale Lösung fehlt. China und die G77, ein Zusammenschluss aus Ländern des globalen Südens, fordern auf der COP einen finanziellen und organisatorischen Rahmen, der auch ärmeren Ländern den Weg in eine fossilfreie Zukunft ermöglichen soll. 

Die COP30 steht damit an einem wirklichen Scheideweg: Wird die “Just Transition” und der globale Weg in eine klimaneutrale Zukunft ein echtes, globales Projekt – oder bleibt sie eine verpasste Chance? Wenn die internationale Staatengemeinschaft es ernst meint, muss sie auch globale Mechanismen für eine “just transition” gründen. Eine Wende zu echter Klimagerechtigkeit darf kein Projekt sein, das Milliarden von Menschen  mit Existenzangst und Perspektivlosigkeit zurücklässt. Gerade Orte, die besonders tief in fossilen Abhängigkeiten stecken, müssen durch historische Profiteure unterstützt werden. Und so sollten besonders Deutschland und die EU ihre Ansätze einer “Just Transition” auch außerhalb der EU-Außengrenzen zum Tragen bringe

Buisness-class für’s klima?

Klimaschutz ist teuer und Klimafinanzierung auf der COP immer ein hart umkämpftes Thema. Um mehr Geld für die dafür bereitzustellen, hat eine Koalition aus verschiedenen Ländern, darunter Frankreich, Spanien, Kenia, eine einleuchtende Idee – Warum sollen nicht die zahlen, die es sich leisten können und gleichzeitig überdurchschnittlich stark das Klima belasten?

Der Plan: Privatjets und Firstclass-Passagiere sollen eine zusätzliche Steuer auf ihre Flüge bezahlen und mit dem Geld könnten Klimaschutzprojekte weltweit vorangetrieben werden. Jährlich bis zu 78 Milliarden Euro könnten auf diese Art zusammenkommen. Sitze in der Business- und First Class verursachen etwa dreimal so hohe klimaschädliche Emissionen wie ein Economy-Ticket. Privatjets pro Passagierkilometer sogar bis zu 14-mal mehr Emissionen. Dabei werden Privatjets immer attraktiver und ihre Nutzung nahm seit 2020 um fast ein Drittel zu.

Wir finden: Die zusätzliche Abgabe wäre das absolut richtige Mittel. Niemand muss Business Class oder Privatjet fliegen. Und mit 78 Milliarden Euro jährlich ließe sich in Sachen Klimafinanzierung einiges anfangen. Die Koalition der verschiedenen Staaten muss diese Idee jetzt gezielt verfolgen und auch Deutschland muss sich der Forderung anschließen

Deshalb haben wir heute in Belém eine kleine Protestaktion dazu organisiert, denn: Luxusflüge gehören besteuert!

Quellen:
https://traveltomorrow.com/cop30-hears-proposal-to-hit-luxury-flying-with-anti-emissions-solidarity-tax/
https://www.france24.com/en/live-news/20251107-at-cop30-nations-target-the-jet-set-with-luxury-flight-tax

Deutsche Kreditbank verspricht millionen

960 Millionen Euro verspricht die Deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) heute für die Klimafinanzierung. Gefördert werden sollen damit Waldschutz, die Unterstützung innovativer Unternehmen sowie Projekte zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas. 

Der kleine Haken an der Sache: 90% der Gelder sollen als Kredite vergeben werden und müssen somit zurückgezahlt werden. Das ist insofern kritisch, als dass viele Entwicklungsländer, die finanzielle Unterstützung besonders nötig haben, oft bereits mit einer Schuldenlast zu kämpfen haben. Zusätzliche Kredite bergen daher die Gefahr einer Abwärtsspirale für diese Länder.

Quelle:
https://www.focus.de/earth/weltklimakonferenz/klimakonferenz-jetzt-sagt-deutsche-kreditbank-960-millionen-euro-fuer-klima-finanzierung-zu_519a1f8a-2500-41e3-a3f2-fb60b38e725b.html

adaptation – Wer bezahlt Klimaanpassung?

Bei dieser COP geht es wie immer auch wieder um viel Geld. Dieses Jahr im Fokus: Adaptation – also Geld für die Anpassung an die Klimakrise. Das brauchen vor allem ärmere Staaten, um die Folgen der Klimakrise bewältigen zu können. Aber um was geht es genau?

Anpassung an die Klimakrise – Wie viel Geld braucht es?
Geld auf der COP auftreiben ist nie leicht, aber Finanziers für Klimaanpassung zu finden ist besonders schwer. Der Grund dafür: Anders als beim Klimaschutz (also der Emissionsreduktion) profitieren Geldgeberländer kaum von der Klimaanpassung in anderen Ländern. Dabei ist die finanzielle Unterstützung bei Klimaanpassung nicht nur die moralische Pflicht der Industrieländer – Klimaanpassung ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Laut dem Adaptation Gap Report verhindert jeder in den Küstenschutz investierte US-Dollar Schäden im Wert von etwa 14 US-Dollar. 

Trotzdem passiert in Sachen Klimaanpassung viel zu wenig. Die Entwicklungsländer bräuchten bis 2035 jährlich 310 bis 365 Milliarden US-Dollar, um sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Aber: Dieses Geld kam bisher noch nicht einmal ansatzweise zustande.

Ursprünglich verabredet war einmal, dass im Zeitraum 2019-2025 jährlich 40 Milliarden Dollar für Klimaanpassung zur Verfügung stehen sollten. Dieses Ziel ist schon viel zu gering, wurde in den vergangenen Jahren aber trotzdem oft nicht erreicht. Außerdem läuft das bisherige Finanzierungsziel in diesem Jahr aus. Wenn also auf dieser COP kein neues Ziel für Klimaanpassungen beschlossen wird, gibt es im kommenden Jahr keine konkrete Summe zur Klimaanpassung mehr. Und das wäre fatal.

Woher soll das Geld kommen?
Ein neues mögliches Ziel für die Klimafinanzierung wäre 120 Millionen US-Dollar jährlich bis 2030 – das ist zumindest die Forderung vieler zivilgesellschaftlicher Akteure. Woher das Geld allerdings kommen soll und in welchem gesetzlichen Rahmen ein Ziel zur Klimaanpassung festgeschrieben wird, ist noch völlig unklar.

Fest steht: Es braucht dringend ein Finanzziel zur Klimaanpassung. Die 1,5°C Grenze wird zumindest temporär überschritten und die Länder des Globalen Südens leiden schon heute massiv unter den Folgen der Klimakrise. Die Industrieländer müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und erheblich zur Klimaanpassung beitragen. Aber auch die COP Präsidentschaft muss jetzt Entschlossenheit zeigen und die Verhandlungen rund um ein neues Finanzziel entschieden vorantreiben.

Quellen:
https://www.germanwatch.org/en/blog/adaptation-cop30
https://climatenetwork.org/wp-content/uploads/2025/10/CAN-brief_-A-New-Adaptation-Finance-commitment-under-the-Global-Goal-on-Adaptation.pdf


Foto: Rafa Neddermeyer/COP30

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