COp Daily Tag 8 | Noch 100 Stunden…

Die letzten 100 Stunden auf der COP haben begonnen. Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren, aber noch sind viele Punkte offen.

Brasilien pocht auf ein pünktliches Ende

Klimakonferenzen enden eigentlich fast nie pünktlich. Das ist vor allem für kleinere Staaten, ein großes Problem, da sie sich teure Unterkünfte oder kurzfristige Flugumbuchungen nicht leisten können. Sie verpassen dann oft das entscheidende Ende der Verhandlungen. Bei früheren UN-Konferenzen wurde teils so lange weiterverhandelt, dass ein Großteil der Länderdelegationen bereits abreisen musste und die verbliebenen Staaten nicht mehr beschlussfähig waren. Genau das möchte die COP-Präsidentschaft in Brasilien unbedingt vermeiden. Diese COP soll pünktlich enden.

Das heißt aber auch: Die Verhandlungen laufen jetzt auf Hochtouren. Am späten Montagabend wandte sich die COP-Präsidentschaft mit einem dringlichen Brief an die Delegationen. Darin kündigte sie an, bereits am Mittwoch über erste Entwürfe des Abschlusstextes abstimmen zu wollen. Bis Dienstagabend müssten daher alle offenen Streitpunkte geklärt sein.

Doch davon gibt es weiterhin viele und in den vergangenen 24 Stunden es eher mehr als weniger geworden. Von Montag auf Dienstag wurde bis vier Uhr morgens verhandelt, und auch in dieser Nacht dürfte es wieder lange Diskussionen geben.

China reagiert auf den wachsenden Zeitdruck wenig begeistert und kritisiert den Prozess deutlich. Wir finden jedoch: Die COP muss Ergebnisse liefern. Es ist daher gut, dass Brasilien seine Rolle als Präsidentschaft ernst nimmt und die Verhandlungen vorantreibt. Schließlich sollten alle Staaten gemeinsam über das Abschlusspapier abstimmen können, nicht nur jene, die es sich leisten können, am längsten in Belém zu bleiben. Tatsächlich könnten Unterkünfte bei einer Verlängerung der Konferenz ein massives Problem werden. Auf den Fluren der COP munklet man schon, dass die eigens bereitgestellten Kreuzfahrtschiffe zur Unterbringung der Delegierten nur bis Freitag verfügbar sind.

Quellen:
https://www.focus.de/earth/weltklimakonferenz/weltklimakonferenz-cop30-brasilien-chinesen-stinksauer-14-punkte-brief-fuer-riesen-wirrwarr_519a1f8a-2500-41e3-a3f2-fb60b38e725b.htm

80 Länder für den Ausstieg aus den Fossilen

„Wir wollen nicht nach Hause fahren, ohne Klarheit über einen Fahrplan zu haben.“
– Rachel Kyte, britische Klimagesandte

Der Vorschlag für ein Fahrplans zum Ausstieg aus fossilen Energien (TAFF) ist überraschend zu einem der zentralen Themen auf der COP geworden. In den vergangenen Tagen haben sich immer mehr Staaten hinter die Forderung gestellt – inzwischen sind es über 80 Nationen.

Heute fand dazu eine Pressekonferenz statt, auf der Ministerinnen verschiedener Länder ihre Unterstützung für den TAFF bekräftigten und für Unterstützung warben.

Auf dem Podium saßen Vertreterinnen aus Großbritannien, Kolumbien, Kenia und Sierra Leone – sowie der deutsche Umweltminister Carsten Schneider.

Die mehr als 80 Staaten, die sich für TAFF aussprechen, wollen endlich umsetzen, was bereits auf der COP28 in Dubai beschlossen wurde: einen konkreten Fahrplan für den weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien. Doch im aktuellen Entwurf für den Abschlusstext dieser COP (also in dem finalen Dokument, dass alle Beschlüsse der COP festhält und bei dem am Ende um jedes Wort erbittert verhandelt wird), wird der Ausstieg bislang nur angerissen. Ein klarer Plan zum Ausstieg? Fehlanzeige.

Das muss sich in den nächsten Tagen dringend ändern. 

Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass bereits auf dieser COP ein verbindlicher Fahrplan mit Zwischenzielen und einem konkreten Ausstiegsdatum verabschiedet wird. Das wäre zwar ein enormer Schritt hin zum 1,5-Grad-Ziel, gilt aber derzeit als nahezu ausgeschlossen.

Viel eher könnte die “Einleitung eines Prozesses zur Entwicklung eines Fahrplans” beschlossen werden. 

Doch selbst diese vage Formulierung ist keineswegs sicher. Denn gegen den TAFF formiert sich auf großer Widerstand: Einerseits von reichen Öl-Staaten wie Saudi-Arabien, die den Beschluss von der COP28 am liebsten zurückdrehen würden (weswegen sie im vergangenen Jahr selbst die COP ausgerichtet haben). Andererseits von China und Indien, die kritisieren, dass der Globale Norden mit fossilen Energieträgern reich geworden ist und nun anderen Ländern deren Nutzung verwehren will.

Die Gegner des TAFF werden sich in den kommenden Tagen weiter organisieren, um einen Absatz zum Ausstieg aus fossilen Energien im Abschlusstext abzuschwächen oder ganz zu verhindern. Und dabei könnte sich eine weitere Nation, die sich bisher auf der COP sehr zurückhaltend war: die USA.

Die Gegner des TAFF werden in den kommenden Tagen versuchen sich weiter zu organisieren, um einen Absatz zum Ausstieg aus den fossilen Energien in der Abschlussverhandlung abzuschwächen oder sogar komplett zu verhindern. 

Und dabei könnte sich eine weitere Nation einmischen, der die COP bis dato sehr egal war: Die USA.

Zwar ist Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen und zur COP30 gar nicht erst angereist, aber wenn jetzt eine Fahrplan zum Ausstieg aus fossilen Energien zur Debatte steht, könnte sich die Trump-Regierung kurz vor Ende der COP doch noch in die internationale Klimapolitik einmischen.

Quellen:
https://www.focus.de/earth/weltklimakonferenz/der-taff-plan-jetzt-rueckt-die-welt-so-nah-wie-nie-an-die-groesste-klima-huerde_a336d04d-bf74-42e7-b96f-8b65a5646c41.html

Inidgene Rechte im zentrum der COP

In diesem Jahr erhält der Indigenous Peoples Day besondere Bedeutung: Die COP30 findet mitten im Amazonasgebiet statt – dort, wo indigene Territorien zu den wichtigsten natürlichen Klimaschutzgebieten der Erde gehören. Zum Indigenous Peoples’ Day hat die brasilianische Regierung nun bekannt gegeben, dass sie 10 neue indigene Gebiete ausweisen will. Indigene Territorien sind in weiten Teilen jedoch bedroht. Auch bleiben viele Forderungen der indigenen Bevölkerung unerfüllt.

Indigene Organisationen wie APIB und das G9-Netzwerk haben deshalb klare Erwartungen an die COP30 formuliert. Im Mittelpunkt steht ein Punkt, der eigentlich selbstverständlich klingt: Sichere Territorien als Grundlage jeder Klimapolitik. Dazu gehören die rasche Demarkierung indigener Gebiete, der Schutz vor rückschrittlichen Gesetzen wie dem brasilianischen „Marco Temporal“ und die Finanzierung eigener, autonomer Monitoring-Systeme, um Landraub und Umweltverbrechen zu dokumentieren.

Ebenso zentral ist der Ruf nach direktem Zugang zu Klimafinanzierung. Bislang müssen indigene Gemeinschaften oft komplizierte, staatlich vermittelte Wege gehen und Gelder aus Klimafonds erreichen sie nur selten. Ihre Forderung: direkte Finanzierung über eigene Fonds und vereinfachte Zugänge zu internationalen Mitteln, damit sie selbst Projekte zum Schutz, Anpassung und Wiederherstellung ihrer Territorien umsetzen können.

Darüber hinaus verlangen indigene Delegationen, dass ihr Wissen und ihre nachhaltigen Wirtschaftsweisen endlich als offizielle Klimastrategien anerkannt werden – etwa in den globalen Zielen zur Klimaanpassung und in Debatten über Ernährungssouveränität und gerechte Transformation. Und nicht zuletzt betonen sie: Eine Energiewende darf nicht auf Kosten ihrer Gebiete stattfinden. 

Die indigenen Gruppen sagen klar: Diese COP wird nur dann glaubwürdig sein, wenn sie selbst Teil der COP30 sind. Denn der Schutz ihrer Territorien ist nicht nur ein Menschenrecht, er ist die Grundlage jeder ernsthaften globalen Klimapolitik.

Die COP30 in Belém ist damit auch ein Test: Erkennen Staaten an, dass indigene Rechte Klimaschutzrechte sind? Oder bleibt dieser Indigenous Rights Day der nächste Weckruf, der ungehört verhallt?
Quelle:
https://apiboficial.org/files/2025/06/ENG-Priority-Demands-Regional-Meeting-APIB-CNPCT-G9.pdf?utm_source=chatgpt.c

Foto: Ueslei Marcelino/COP30

Stromnetze spinnen

Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Dekarbonisierung der Stromversorgung sind zentrale Voraussetzungen, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Dabei wird jedoch oft übersehen: Der erneuerbare Strom muss auch zuverlässig dort ankommen, wo er gebraucht wird. Genau daran hapert es noch. Viele Stromnetze sind überlastet, die europäischen Netze unzureichend miteinander verbunden und es fehlt an Speicherkapazitäten.

Um dieses Problem anzugehen, hat Deutschland gemeinsam mit Großbritannien, Aserbaidschan, Brasilien und weiteren Staaten auf der COP ein internationales Paket für den schnellen Ausbau von Stromnetzen und Speichersystemen vorgestellt. Das Ziel: Bis 2030 sollen 25 Millionen Kilometer Stromleitungen neu gebaut oder modernisiert und 1.500 Gigawatt an Speicherkapazität geschaffen werden. Damit wollen die beteiligten Staaten eines der größten Nadelöhre der globalen Energiewende gezielt angehen.

Quelle:
https://www.focus.de/earth/weltklimakonferenz/weltklimakonferenz-cop30-brasilien-chinesen-stinksauer-14-punkte-brief-fuer-riesen-wirrwarr_519a1f8a-2500-41e3-a3f2-fb60b38e725b.html

Foto: Raimundo Paccó/COP30

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