COP Daily Tag 13 | ENDE in Belém

13 Tage lang wurde auf der COP verhandelt. Im Vorfeld waren die Erwartungen hoch: Denn die Weltklimakonferenz fand nach 4 Jahren endlich wieder in einem demokratischen Land statt. In den letzten zwei Wochen lag vieles auf dem Tisch: Vom Regenwaldschutz über Klimaanpassung bis zum Ausstieg aus den Fossilen. Jetzt gibt es ein Ergebnis:

Ein Deal ohne fossilen Ausstieg

Am Ende hat es wenig genützt – trotz der Initiative von mehr als 80 Staaten für einen Fahrplan für den fossilen Ausstieg versagt das Abschlussdokument an einer entscheidenden Stelle: In den insgesamt 24 Beschlüssen kommt der Begriff “fossile Energien” kein einziges Mal vor. Keine Ziellinie, kein Fahrplan für eine Reduzierung, keine Verpflichtung zum Ausstieg. Statt die Verbrennung von fossilen Energieträger klar als Grund der Klimakrise zu benennen, verweist der Entwurf kleinlaut auf die Beschlüsse von 2023. 

Diese Einigung versagt dabei, Menschen vor den immer schlimmeren Folgen der Klimakrise ernsthaft zu schützen. Die großen Erdgas- und Ölstaaten haben sich durchgesetzt. Sie schützen ihr Geschäftsmodell auf Kosten von Menschen auf der ganzen Welt. Staaten wie die EU, die sich hinter den fossilen Ausstieg gestellt haben, hatten nicht stark genug für ein Ergebnis gekämpft, das den Ausstieg ermöglicht und die Finanzierung absichert. Selbst der deutsche Umweltminister ist enttäuscht: “Ich hätte erwartet, dass insbesondere von den am meisten betroffenen Ländern eine lautere Stimme auch für das Thema Klimaschutz zu hören war.” 

Das ist die eine Seite der Medaille. Zur ganzen Geschichte gehört aber auch – die EU hätte sich ambitionierter für Klimaschutz einsetzen können und müssen. Zunächst beschließt die EU einen Tag vor der COP ein unambitioniertes Klimaziel, dann verspricht sie in Sachen Klimafinanzierung nur das Bare Minimum und während auf der COP noch um jeden Punkt gestritten wird, zieht der deutsche Bundeskanzler am anderen Ende der Welt über den Gastgeber aus Brasilien her. 

Und zur Wahrheit gehört auch – irgendwer kauft das Gas und Öl aus Staaten wie Russland oder Saudi-Arabien.

Schlagabtausch im Abschlussplenum

“So I am sorry, Mr President, but Columbia objects the mitigation work program.”
– Delegation Kolumbien

Das Abschlussplenum musste am Samstag über Stunden verlängert werden. Unter anderem weigerten sich Kolumbien und Uruguay, den schwachen Abschlusstext zu akzeptieren. Die Stimmung war angespannt. Ölstaaten wie Saudi-Arabien reagierten verärgert. Die russische Delegation warf den lateinamerikanischen Staaten vor, sie würden sich “wie Kinder” benehmen. Panama konterte kalt: “Kinder sind extrem intelligent und visionär”. Optional: “Wir wünschen uns, wir würden uns alle mehr wie Kinder verhalten, die für eine bessere Zukunft arbeiten, als wie zukunftslose Erwachsene.” 

Obwohl es am finalen Text nichts geändert hat, beweist Kolumbien Mut und setzt auf seine Art ein Zeichen gegen diese schwache Abschlusserklärung.

Was steht noch so im Abschlusstext?

Eigentlich lohnt sich an dieser Stelle eher ein Blick darauf, was alles nicht im Abschlusstext steht. Denn die kleinen Schritte und Einigungen, die es jetzt doch in das Abschlusspapier geschafft haben, werden nicht ansatzweise dem gerecht, was es bräuchte, um die Klimakrise einzudämmen und für mehr Klimagerechtigkeit zu sorgen.

So hat es zum Beispiel auch ein konkretes Finanzierungsziel für Klimaanpassungen nicht mehr in den finalen Abschlusstext geschafft. Geplant war eigentlich, dass die EU den Finanztopf für Klimaanpassung bis 2030 auf 120 Mrd US-Dollar jährlich erhöht. Das beschlossene Ziel besagt, dass sich bis 2035 (also 5 Jahre später als ursprünglich geplant) die Summe für Klimaanpassung verdreifachen soll. Auf welches Jahr zwischen 2022 und 2025 sich die konkrete Ausgangssumme der Verdreifachung bezieht, lässt der Text offen. Eine konkrete Summe fehlt für ein neues Ziel fehlt somit. Ernsthaften Engagement von Seiten der EU sieht anders aus.

Was passiert jetzt?

Es gab große Erwartungen an die 30. Weltklimakonferenz. Versprechen für Waldschutz oder die Stärkung  von indigenen Gruppen konnten erfüllt werden. Insgesamt bleibt die Bilanz jedoch ernüchternd. Die COP30 hinterlässt große Aufgaben für das nächste Jahr. Es muss massiv nachgearbeitet werden, um die immer schneller werdende Erderwärmung noch irgendwie einzudämmen. 


Dass die Weltgemeinschaft 2026 in Antalya in der Türkei beraten wird, war lange unklar.  Auch Australien hatte sich auf die Präsidentschaft beworben, beide Länder führten über Wochen Verhandlungen. Jetzt gibt es eine Kompromisslösung: Australien wird bis zum Herbst 2026 den Prozess zur Festlegung der Prioritäten und Agenda führen und auch vor Ort die Verhandlungen führen. Ein brisantes Detail: Hätte es keine Einigung zwischen den  gegeben, hätte am Ende ausgerechnet Deutschland 2026 die COP beherbergen müssen.

Auch ohne ein gemeinsames, konsequentes Ziel bis zur COP31 sind die nächsten Schritte aber klar: Gerade die 84 Länder, die begonnen haben, entschlossene Maßnahmen anzukündigen, müssen diesen Prozess fortsetzen. Ihr Engagement wird unbedingt gebraucht. Sie müssen den fossilen Ausstieg jetzt selbst voranbringen, mehr Länder dazu holen und ins Umsetzen kommen. 

Auch Deutschland war Teil der Koalition für einen geordneten Ausstieg. Anstatt dieses völlig unzureichende Ergebnis zu akzeptieren, hätten die EU und andere Unterstützer des Ausstiegs aus fossilen Energien endlich vernünftige Finanzierung sicherstellen und damit weltweite Allianzen stärken sollen. Dass die Klimakonferenz keine Antwort auf die zentrale Herausforderung im Klimaschutz hat, ist fatal. Die Botschaft für Umweltminister Schneider und Kanzler Merz ist klar: Keine neuen fossilen Projekte zuhause, ein schneller Ausstieg und die gemeinsame Organisation von Alternativen.

Quellen:
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/belem-cop30-einigung-100.html
https://www.bbc.com/news/articles/cx242yj380no
https://unfccc.int/sites/default/files/resource/cp2025_L11_adv.pdf
https://www.reuters.com/sustainability/cop/turkey-australia-confirm-agreement-cop31-split-hosting-deal-2025-11-22
https://www.diepresse.com/20332365/weiter-streit-um-abschlussdokument-bei-weltklimakonferenz
https://www.theguardian.com/environment/live/2025/nov/22/cop30-climate-talks-deal-overtime-live-news

Foto: Ueslei Marcelino/COP30

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