COP Daily Tag 3 | “Unser Land ist nicht zu verkaufen”

Indigene Aktivisti stürmen die COP

Es ist vielleicht der bisher lauteste Moment dieser COP – und einer, der wahrscheinlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Am Dienstagabend Ortszeit stürmten dutzende Menschen das Gelände der Konferenz. Sie schwenken Fahnen und Transparente, manche tragen auffällige Federkronen. Die Aktivist:innen gehören zu verschiedenen indigenen Gruppen. Auf den Schildern steht: “Unser Land ist nicht zu verkaufen!”

Schon lange fordern indigene Gruppen besseren und direkteren Zugang zur COP. Anfang der Woche kamen dutzende indigene Anführer*innen per Boot in Belem an, um ihren Anliegen bei der Konferenz Gehör zu verschaffen. Der Hintergrund: Indigene Gruppen verwalten rund 25% der weltweiten Landflächen. Vielerorts zählen diese Orte zu den artenreichsten der Welt – Schätzungen nach beherbergen sie bis zu 80% der verbleibenden globalen Biodiversität. Nachhaltige Lebensweisen balancieren hier oftmals das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.

Aber: Indigene Lebensweisen und Völker sind bedroht. Ansprüche der rund 5000 indigenen Gruppen weltweit auf Land werden in vielen Ländern in Frage gestellt. Durch Vertreibung, koloniale Strukturen und Diskriminierung kämpfen Indigene vielerorts mit Armut und fehlendem, rechtlichen Schutz. Ob in Brasilien, Kanada und den USA, Australien oder Indien – Bergbau, Landwirtschaft und die Förderung fossiler Energien beanspruchen und vernichten weltweit indigene Siedlungsfläche. Neben illegalen Projekten steht dahinter auch oft staatliches Kalkül, Enteignung oder schlicht die Verweigerung eines Besitzanspruchs, der mit indigenen Vorstellungen unvereinbar ist. Wir essen kein Geld. Wir wollen, dass unser Territorium frei ist”, sagte Cacine Guilson, einer der demonstrierenden Stammesführer.

Doch nicht alle befürworten, dass sich die Demonstration eigenmächtig Zugang zur Klimakonferenz verschafft hat. Zwei Wachen seien leicht verletzt worden und die Delegierten wurden zur Evakuation des Geländes aufgerufen.

Die Forderungen bleiben. Brasiliens Präsident Lula da Silva hatte mehrmals die Bedeutung indigener Rechte für diese COP und ihre Rolle als wichtige Akteure hervorgehoben. Auch wir fordern Schutz der Wälder und Rechte indigener Völker! Gerade der neu geschaffene  Regenwaldfonds muss transparent und direkt an indigene Völker geleitet werden. Ob die diesjährige Klimakonferenz ihre Rechte aber nachhaltig schützen und indigenen Stimmen wirklich genug Gehör verschaffen kann, bleibt – auch nach diesem Abend – offen. 

Mammutsitzung wird abgebrochen

Heute hätte eigentlich das Plenarformat „Stocktake“ beginnen sollen. Doch bereits nach wenigen Minuten wurde die Mammutsitzung abgebrochen und vorerst auf Samstag verschoben.

Der Plenary „Stocktake“ ist auf eine Dauer von 48 Stunden angesetzt und dient vor allem der Bestandsaufnahme: Es wird die globale Klimasituation analysiert, aber auch die Klimapläne einzelner Mitgliedsstaaten sowie Fragen der Klimafinanzierung stehen auf der Agenda. China und mehrere arabische Staaten wollten zudem die neuen CO₂-Zölle der EU zur Sprache bringen, da sie darin einen unfairen Wettbewerbsnachteil sehen. Mit der Vertagung des Stocktake muss diese Debatte wohl auch etwas warten, die Gründe für den Aufschub der Mammutsitzung bleiben vorerst auch unklar.

Quelle:
https://www.focus.de/earth/weltklimakonferenz/un-klimakonferenz-cop30-gelaende-gestuermt-fuer-gastgeber-brasilien-stellt-sich-eine-pikante-frage_519a1f8a-2500-41e3-a3f2-fb60b38e725b.html

TFFF ohne china

Der TFFF ist der Waldschutzfonds, den der brasilianische Präsident Lula zu seinem zentralen Projekt gemacht hat. (Mehr Infos zum TFFF findet ihr hier.) Der Erfolg der COP30 wird auch daran gemessen, ob und in welcher Form dieser Fonds zustande kommt.

Nun gibt es den ersten Rückschlag für die COP-Präsidentschaft aus Brasilien: China hat angekündigt, nichts zum TFFF beitragen zu wollen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Streit darüber, ob und in welchem Umfang China zur internationalen Klimafinanzierung beitragen sollte, ist auf den Weltklimakonferenzen keineswegs neu. Besonders die EU hatte in der Vergangenheit immer wieder gefordert, dass auch China sich stärker finanziell engagiert.

Dass Peking nun schon so früh klarstellt, sich am TFFF nicht beteiligen zu wollen, ist dennoch ein Dämpfer für die weiteren Verhandlungen.

eine cop für die, die nicht gehört werden

Die COP ist ein wichtiger Ort für den internationalen Klimaschutz – und sie ist der einzige Ort, wo alle UN-Staaten mit am Verhandlungstisch sitzen. Trotzdem zählen auch auf der COP vor allem die Meinungen der reichen Industrieländer und die Stimmen derer, die am meisten von der Klimakrise betroffen sind, werden kaum gehört.

Das zu ändern ist das Ziel der „Cúpula dos Povos“, auch „Peoples Summit“ genannt, im Rahmen derer sich tausende Vertreter*innen der Gruppen treffen, die zwar am meisten von der Klimakriswe betroffen sind, bei solchen Verhandlungen aber am wenigsten gehört werden. Seit 2023 findet der Peoples Summit jedes Jahr parallel zur COP am selben Ort statt.

Und so startet auch heute, nahe des offiziellen Konferenzgeländes der COP, der diesjährige Peoples Summit. Erwartet werden tausende Vertreter*innen indigener Gruppen und junge Aktivistinnen, die im Rahmen des Peoples Summit gemeinsam über Lösungen diskutieren und sich austauschen. Ziel ist es, die Verhandler*innen auf der COP – und insbesondere die brasilianische Regierung – unter Druck zu setzen und sie davon zu überzeugen, ehrgeizigere Ziele zur Reduzierung der globalen Temperatur vorzuschlagen.

Auch wir von Fridays for Future sind mit einer kleinen Delegation in Belém vertreten und werden in den nächsten Tagen an verschiedenen Veranstaltungen des Peoples Summits teilnehmen.

fossil phase out?

Auf der Weltklimakonferenz in Dubai wurde sich auf die „Transition away from fossil fuels” geeinigt, also den Ausstieg aus fossilen Energien. Zwei Jahre später ist wenig passiert. Dabei sind sich doch alle einig, dass fossile Energieträger die Hauptursache für die Klimakrise sind und der Ausstieg eine enorm wichtige Maßnahme ist… Oder?

In seiner Rede beim Leaders Summit vor Beginn der COP in Belém hat Friedrich Merz fossile Energien nicht mit einem Wort erwähnt und gibt keine konkreten Maßnahmen oder Pfade für den weltweiten Ausstieg. Stattdessen investieren viele Staaten in neue fossile Projekte, also Gasbohrungen, Pipelines und so weiter. Und auf der Tagesordnung der COP steht der “Fossil Fuel Phase Out” bisher auch nicht.

Deshalb hat unsere Fridays for Future Delegation auf der COP30 an Tag drei in Belém wieder eine Aktion organisiert. Gemeinsam mit Aktivist*innen aus Ländern des globalen Südens fordern wir: Die Staatengemeinschaft muss nachlegen und sich klar zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bekennen. Auf dieser COP müssen die Weichen gestellt werden für einen gerechten Weg hin zu erneuerbaren Energien – nur so kann die Klimakrise noch begrenzt werden.
Und tatsächlich gibt es doch auch Ambitionen. Die brasilianische Energieministerin etwa hat schon im Juni bei den Vorverhandlungen zur COP auf die Frage nach möglichen Ergebnissen in Belém geantwortet, dass eine Roadmap, also ein Plan für den Ausstieg aus fossilen Energien, entstehen könnte.

Mehr Infos dazu findest du hier: https://www.climatechangenews.com/2025/06/26/brazils-environment-minister-suggests-roadmap-to-end-fossil-fuels-at-cop30/

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