Die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt: Die Klimakrise ist nicht nur eine Bedrohung für den Planeten, sondern auch für unsere eigene Gesundheit. Deswegen wollen wir euch in diesem Beitrag einen kleinen Überblick verschaffen, auf wie viele verschiedene Arten die Klimaerwärmung die menschliche Gesundheit beeinträchtigt.
Hinweis: Dieser Beitrag spricht unter anderem auch über psychische Erkrankung und Klima-Angst. Wenn dir etwas Sorgen bereitet oder dich belastet, kannst du die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter den Nummern 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123 erreichen oder per Mail oder Chat unter online.telefonseelsorge.de. Du bist nicht allein!
Hitze
Durch den Klimawandel werden Hitzewellen häufiger, länger und intensiver. Die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 30°C nimmt stetig zu und das kann richtig schlimme Folgen haben. Vor allem mehrere aufeinanderfolgende heiße Tage, an denen die Temperaturen selbst nachts nicht unter 20°C fallen (sogenannte Tropennächte), sind eine Gefährdung für die Gesundheit, denn dann hat der Körper keine Gelegenheit, sich zwischendurch ein wenig von der Hitze zu erholen. Außerdem sind Hitzewellen umso gefährlicher, je früher im Jahr sie auftreten, denn im Laufe eines Sommers gewöhnen wir uns an hohe Temperaturen und können dadurch immer besser mit starker Hitze umgehen.
Die gesundheitlichen Folgen extremer Hitze sind vielfältig, sie reichen von Erschöpfung über den Hitzeschlag, Hitzekrämpfe, Flüssigkeitsmangel und Ohnmacht bis hin zum Hitzetod. Die Anzahl der jährlichen Hitzetoten könnte EU-weit schon in den 2030er Jahren um 30.000 und in den 2080er Jahren um mehr als 100.000 höher liegen als heute . Aber auch im Zeitraum von 1991 bis 2018 war ein Drittel der Hitzetode auf den Klimawandel zurückzuführen.
Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder und alte Menschen, außerdem kann eine Reihe von Vorerkrankungen das individuelle Risiko erhöhen, allen voran Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei kämpfen vor allem Stadtbewohner*innen mit der Hitze, denn durch die geringere Luftzirkulation, die Speicherung von Wärme in Gebäuden und die fehlende Kühlwirkung von Pflanzen kann es in Städten um bis zu 10°C wärmer werden als im Umland.
Extremwetter
Das Risiko für extreme Wetterereignisse wird durch die Erderwärmung immer größer und auch das kann zu großen gesundheitlichen Problemen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Durch Starkregen kann es zu Überschwemmungen und Sturzfluten kommen, in denen Menschen ertrinken oder durch mitgerissene Gegenstände verletzt oder getötet werden können. Außerdem besteht die Chance auf eine erhöhte Seuchengefahr durch verunreinigtes Trinkwasser und die Zerstörung überlebenswichtiger Infrastruktur.
Dürren und extreme Trockenphasen können zu Trinkwassermangel und über Ernteausfälle zu Mangelernährung und Hungerleiden führen. Außerdem begünstigen sie Waldbrände, die für die lokale Bevölkerung eine Gefahr für Leib und Leben bedeuten, durch sich ausbreitende Rauchschwaden aber auch weit darüber hinaus die Gesundheit bedrohen. Wie weit sich der Rauch ausbreiten kann, zeigten erst vor kurzem die Waldbrände im Nordwesten der USA, die selbst an der 4000 Kilometer entfernten Ostküste noch zu schlechter Luft führten.
Ozon und Feinstaub
Ozon ist ein zweischneidiges Schwert. Denn während es in der Stratosphäre die gefährliche UV-Strahlung abschwächt, stellt es in Bodennähe einen Luftschadstoff dar, der das Lungengewebe und die Atemwege schädigen kann. Leider stellen Forscher*innen an heißen Tagen, die durch den Klimawandel häufiger werden, immer wieder besonders hohe Konzentrationen an bodennahem Ozon fest. Das liegt daran, dass die natürliche Emission der chemischen Vorläuferstoffe, aus denen das Ozon gebildet wird, bei großer Hitze zunimmt und auch die chemische Umbildung zu Ozon bei starker Sonneneinstrahlung besonders intensiv abläuft. Gleichzeitig werden die Vorläuferstoffe aber auch anthropogen zum Beispiel in Verbrennungsmotoren und Industrieanlagen emittiert, sodass eine effektive Klimapolitik als Nebeneffekt auch noch den gesundheitlichen Schaden durch bodennahes Ozon mildern könnte.
Auch Feinstaub ist eine Gefahr für die Atemwege. Er entsteht sowohl in anthropogenen Quellen wie Verbrennungsmotoren oder in der Industrie als auch in anderen durch den Klimawandel begünstigen Prozessen wie zum Beispiel Waldbränden, Buschfeuern oder Bodenerosion. Besonders in langen Trockenphasen steigt die Konzentration von Feinstaub in der Luft auf bedenkliche Werte an, weil der Regen fehlt, der ihn wieder aus der Luft herauswaschen könnte.
Die auf den Klimawandel zurückzuführende Belastung durch Ozon und Feinstaub könnte in den pessimistischsten Szenarien 2030 im Vergleich zum Referenzjahr 2000 weltweit zu 60.000 und 2100 sogar zu 260.000 zusätzlichen Todesfällen führen.
UV-Strahlung
Wie oben bereits erwähnt trägt stratosphärisches Ozon dazu bei, die Gefahr durch UV-Strahlung zu verringern. Leider kommt es durch den Klimawandel immer häufiger zu sogenannten Niedrigozonereignissen, in denen ozonarme Luft aus der Arktis nach Mitteleuropa strömt und damit die UV-Belastung erhöht. Solche Ereignisse treten noch dazu hauptsächlich im Frühling auf, in denen die Haut am der UV-Strahlung am wenigsten entgegenzusetzen hat. Vermutet wird auch eine Abnahme der Bewölkung, die genauso wie die Ozonschicht als UV-Filter wirkt. Auch das könnte zu einer höheren UV-Belastung und den damit verbundenen Folgen wie Sonnenbrand, Augenschäden und Hautkrebs führen, allerdings sind die Zusammenhänge hier noch nicht ganz klar.
Infektionskrankheiten
Durch die Erwärmung infolge des Klimawandels finden viele Krankheitserreger bessere Bedingungen vor, denn die Tiere, die sie auf den Menschen übertragen (vor allem Mücken, Zecken und Nagetiere), können sich schneller vermehren, auf größere Gebiete ausbreiten und immer öfter auch in Deutschland überwintern.
Das kann zu einer größeren räumlichen Ausbreitung von Krankheitserregern wie Borellien, FSME- oder Hantaviren führen, aber auch zur Einschleppung von ganz neuen Krankheiten. So hat sich zum Beispiel das West-Nil-Virus durch die Japanische Buschmücke bereits in Deutschland etablieren können, und auch von der Asiatischen Tigermücke übertragene Krankheitserreger wie das Zika-, Dengue- und Chikungunya-Virus könnten hier bald heimisch werden. Aktuell wird die Populationsdichte der Mücken noch als zu gering für einen Ausbruch eingeschätzt, aber in Frankreich, Kroatien und Frankreich treten schon vereinzelt Fälle auf.
Allergien
Allergiker*innen, ihr müsst jetzt ganz stark sein, denn durch den Klimawandel wird die Pollensaison immer länger. Die Vegetationszeit vieler Pflanzen beginnt durch die höheren Temperaturen immer früher, sodass die ersten Pollen der Hasel zum Teil schon im Dezember fliegen. Und auch nach hinten verlängert sich die Pollensaison, unter anderem weil sich neue allergene Arten in Deutschland ansiedeln können. Besondere Sorgen bereitet dabei das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), das als hochallergen gilt, von Juli bis Oktober blüht und sich hierzulande immer weiter verbreitet.
Außerdem können Pflanzen bei erhöhter CO₂-Konzentration mehr Pollen produzieren und auch die Allergenität dieser Pollen steigt durch die Kombination mit erhöhten Konzentrationen an Luftschadstoffen (bodennahes Ozon und Feinstaub, siehe oben).
Ein weiteres Problem ist die durch milde Winter und trockene Sommer begünstigte Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners. Die Raupen dieses Nachtfalters haben zum Schutz vor Fressfeinden Brennhaare, die zum Teil auch durch die Luft fliegen und bei Menschen schwere allergische Reaktionen auslösen können.
Psychische Gesundheit
Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel häufiger auftreten, können bei Betroffenen zu Traumata, posttraumatischer Belastungsstörung, Angststörungen, Existenzängsten, Depressionen und Alkoholmissbrauch führen. Hitzewellen verursachen sorgen außerdem für eine erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen.
Für Personen, die für ihr (Über-)Leben auf die natürlichen Lebensgrundlagen angewiesen sind, kann der Verlust dieser Grundlagen durch den Klimawandel zu ökonomischen Auswirkungen oder zur Klimaflucht und damit zu großen psychischen Belastungen führen.
Aber nicht nur konkrete Auswirkungen, sondern auch die abstrakte Angst vor zukünftigen Umwelt- oder Klimaveränderungen („Eco-Anxiety“) kann für Betroffene eine große Belastung sein und unter anderem zu Appetitlosigkeit, Schlafstörungen oder Panikattacken führen.
Dieser Text basiert auf einem Beitrag aus unserem wöchentlichen „Klimareport“. Wenn er euch gefallen hat, könnt ihr ihn auf Telegram oder WhatsApp abonnieren.