Herr Scholz, wo sind Sie?

Nächste Woche beginnt die Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai. Und wir fragen uns: Wo um alles in der Welt sind Sie? Und: Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie einmal gestanden haben? Dieser Brief ist ein Aufschrei und ein Appell.  

Im Wahlkampf präsentierten Sie sich als Klimakanzler, letztes Jahr warnten Sie vor einer fossilen Renaissance. Während jetzt der Zeitpunkt wäre, ambitionierte Maßnahmen zu ergreifen und international als Vorbild für starken Klimaschutz voranzugehen, bricht Deutschlands Klimapolitik gerade zusammen. Internationale Beobachter geben Ihrer Klimapolitik die Bewertung “ungenügend” – als fünftgrößter Verursacher von Treibhausgasen der Welt ist das für einen deutschen Kanzler nicht nur führungsschwach, sondern auch unverantwortlich.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds letzte Woche war ein weiterer Tiefpunkt. Es ist Ihre Aufgabe, die Finanzierung für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens sicherzustellen.

Die Vereinten Nationen (UN) warnen: Wir befinden uns auf dem Weg in eine drei Grad heißere Welt. Das Ausmaß und die Folgen einer solchen Erhitzung werden als katastrophal und menschenfeindlich eingeschätzt. Gleichzeitig steht das Klimaschutzgesetz (KSG) vor seiner Entkernung und der Bundesregierung fehlt akut jeglicher Plan zur Finanzierung wichtiger Klimaschutzmaßnahmen. Nochmal: Deutschland verfehlt seine Klimaziele krachend und weigert sich trotzdem nachzuschärfen. Rückschritte um Rückschritte. 

Die aus dem Ruder laufende Debatte, die drohende Abschwächung des Klimaschutzgesetzes und jetzt der Umgang mit dem fehlenden Geld: Die schreiende Stille statt eines entschiedenen Bekenntnisses lässt den Eindruck entstehen, dem Kanzler sei das Klima – wenn’s hart auf hart kommt – dann doch egal. Schlimmer noch: Man bekommt den Eindruck, Sie würden sich nicht trauen, für echten Klimaschutz und Investitionen in die Zukunft des Landes zu kämpfen und etwas zu riskieren. 

Sie sind Chef der Regierung. Stehen Sie zu Ihrer Verantwortung, Herr Scholz. 100 Milliarden für den Klimaschutz. Die Zeit dafür ist jetzt. 

Setzen Sie damit die Hebel in Bewegung, um die Finanzierung dringend notwendiger Maßnahmen wie etwa einen bezahlbaren ÖPNV mit guten Arbeitsbedingungen, Zugang zu Erneuerbaren Energien für alle und eine angemessene Finanzierung für die schon heute am stärksten von der Klimakrise betroffenen Gebiete zu sichern. Die Klimakrise und die internationale Staatengemeinschaft interessieren Ihre etwaigen Ausreden nicht. Beweisen Sie, dass Sie es ernst meinen.

Hören Sie auf, sich hinter einer lauten Minderheit zu verstecken. Intervenieren Sie, wenn Mitglieder Ihrer Regierung die klimapolitische Debatte vergiften. Zeigen Sie, dass Sie in der Lage sind, der Klimakrise entschieden entgegenzutreten. Wir wissen nicht, wie ein Klimakanzler aussehen würde – noch haben wir keinen erlebt. Jetzt aber brauchen wir Sie als Klimakanzler dringender denn je. 

Gezeichnet:

Luisa Neubauer, Louis Motaal, Annika Rittmann, Helena Marschall, Pauline Brünger, Carla Reemtsma, Kira Geadah, Linus Dolder, Ole Horn, Luis von Randow, Theresia Crone, Pit Terjung, Linda Kastrup, Ibo Mohamed, Samira Ghandour, Linus Steinmetz

Luisa-Céline Gaffron (Schauspielerin), Jasper Engelhardt (Schauspieler), Brix Schaumburg (Schauspieler), Sebastian23 (Autor), Enno Bunger (Musiker), Francesco Wilking (Musiker), Sebastian Becker (Künstler), Aljosha Arzt (Creator), Einfach Jimmy (Influencer), Simon David Dressler (Influencer), Martin Kaiser (Geschäftsführer Greenpeace Deutschland), Katja Diehl (Autorin und Mobilitätsexpertin), Frank Schlieder (Co-Founder BAM! Bock auf Morgen), Sönke Behrends (Impact-Investor), Philip Siefer (Unternehmer), Sophia Hoffmann (Köchin, Autorin, Unternehmerin), Dr. med. Katja Kühn (Ärztin, Klimaallianz Gesundheit)

Greenpeace e.V., Greenpeace Jugend, NAJU Naturschutzjugend im NABU, BUNDjugend

Fridays for Future Berlin, Fridays for Future Köln, Fridays for Future Halle, Fridays for Future Heidenheim, Fridays for Future Seesen, Fridays for Future Meppen, Fridays for Future Forchheim, Fridays for Future Mühlhausen, Fridays for Future Biberach an der Riß, Fridays for Future Frankenthal (Pfalz), Fridays for Future Riesa, Fridays for Future Mosbach/Buchen, Fridays for Future Freiberg, Fridays for Future Rügen, Fridays for Future Wesel, Fridays for Future Korschenbroich, Fridays for Future Göttingen, Fridays for Future Lüneburg, Fridays for Future Immenstadt, Fridays For Future Elmshorn, Fridays for Future Freising, Fridays for Future Olpe, Fridays for Future Stadthagen, Fridays for Future Braunschweig, Fridays for Future Tübingen, Fridays for Future Lübeck, Fridays for Future Stuttgart, Fridays for Future Amberg, Fridays for Future Karlsruhe, Fridays for Future Bremen, Fridays for Future Dortmund, Fridays for Future Bielefeld, Fridays for Future Mühldorf/Altötting, Fridays for Future Bensheim, Fridays for Future Potsdam, Fridays for Future Gießen, Fridays for Future Kiel, Fridays for Future Bühl, Fridays for Future Bamberg, Fridays for Future Hof, Fridays for Furture Forchheim, Fridays for Future Düsseldorf, Fridays for Future Fulda, Fridays for Future Leipzig, Fridays for Future Seesen, Fridays for Future Wesel, Fridays for Future Herrenberg, Fridays for Future Würzburg, Fridays for Future Münster, Fridays for Future Offenburg, Fridays for Future Zwickau, Fridays for Future Konstanz, Fridays for Future Heidelberg, Fridays for Future Osnabrück, Fridays for Future Winsen, Fridays for Future Fürstenfeldbruck, FridaysforFuture Weimar, Fridays For Future Dresden

Creatives for Future, Health for Future, Architects for Future Deutschland e.V., Performing for Future, Vegans for Future, Klima-AG Stadttheater Ingolstadt, Health for Future Leipzig, Rostock for Future, Klimastreik Landau in der Pfalz, Melle for Future, Hohenlohe for Future, Christians For Future Nürnberg, Psychologists/Psychotherapists for Future RG Hamburg, Christians for Future Bruchsal, Gemeinwohl-Ökonomie Hamburg, Parents for Future Hannover, Parents for Future Köln, Parents for Future Dortmund, Parents for Future Lindau, Parents for Future Ravensburg, Parents for Future Remseck a. N., Parents for Future Oberhavel, Parents for Future Nordfriesland, Parents for Future Oldenburger Münsterland, Parents for Future Bayreuth, Parents for Future Marburg, Parents for Future Bünde/Kirchlengern, Parents for Future Reutlingen, Parents for Future Gütersloh, Parents for Future Wesel, Parents for Future Rheda-Wiedenbrück, Parents for Future Wuppertal, Parents for Future Wedemark, Parents for Future Wetterau, Parents for Future Bonn (P4F Bonn), Parents for Future Leipzig Land / Markkleeberg, Parents for Future Leipzig, Parents for Future Hamburg, Parents for Future Hohenlohe, Parents For Future München, Students for Future Düsseldorf, Parents for Future Borken, Parents for Future Landkreis Stade, Parents for Future Marktoberdorf, Grandparents for Future Hannover

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Titelfoto: Olaf Kosinsky/Skillshare.eu, CC-BY-SA 3.0 de

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15 Gedanken zu “Herr Scholz, wo sind Sie?

  1. Sehr geehrter Herr Scholz,
    ich unterzeichne hier diesen Appel an Sie, denn es ist unerlässlich, dass Sie sich mit den deutlichsten Worten, die Ihnen zur Verfügung stehen, an die Bevölkerung wenden & erklären, wie es um unsere Welt & unsere Lebensbedingungen steht! Wir haben dieses Jahr erstmalig die 1,5° überschritten & sind auf schnellstem Weg zu 3, eher 4° Erderhitzung zum Ende des Jahrhunderts!!!! Erklären Sie den Menschen, was das bedeutet! Oder haben Sie es immer noch nicht wirklich verstanden?

  2. Moin aus Ostfriesland! Ich bin Hauptamtlicher Bürgermeister einer kleinen Gemeinde an der Grenze zu den Niederlanden. Ich mache mir sehr große Sorgen um unser Klima und die Folgen der menschengemachten Klimakatastrophe. Die Ampelregierung in Berlin hat immer noch nicht begriffen, dass Klimaschutz DIE Aufgabe mit der höchsten Priorität sein muss. Die Regierung muss beim Klimaschutz deutlich mehr Tempo machen und vor allem den Bürgerinnen und Bürgern offen und ehrlich deutlich machen, wie schlimm es um unseren blauen Planeten steht. Stattdessen verkriecht sie sich hinter Nebeldebatten und lenkt permanent von der Bedeutung des Klimaschutzes ab! Ich danke Euch für den offenen Brief an Kanzler Scholz. Ich hoffe für uns und die nachfolgenden Generationen, dass er endlich Eure Botschaft versteht. Meine ganz große Sorge ist, dass die Regierung jetzt nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds ihrer Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen noch weniger gerecht wird! Wir haben gerade aktuell eine „kleine“ Sturmflut hier an der Küste erlebt. Wenn die Regierung nicht endlich konsequent handelt, dann werden wir Ostfriesland irgendwann in den nächsten Jahrzehnten von der Landkarte streichen müssen, weil die notwendigen Gelder für den Küstenschutz nicht mehr aufzubringen sein werden! In den Klimaschutz zu investieren ist allemal „günstiger“, als die Klimawandelfolgen finanziell auszugleichen. JETZT muss investiert werden!

  3. Ganz herzlichen Dank an Fridays for Future und alle, für sich konsequent für die Erhaltung der Lebensgrundlagen auf der Erde einsetzen.
    Und an den Bundeskanzler (not my Bundeskanzler) :
    Es ist Ihre Pflicht, Herr Scholz, wenigstens das Gesetz, die Vorgaben des Grundgesetzes und völkerrechtliche Verpflichtungen aus dem Paris Abkommen einzuhalten. Sie und Ihre Regierung versagen dabei erbärmlich!

  4. Wie einfach könnte es sein, hier im richtigen Handeln, zugunsten des Lebens, gleichzeitig Chancen für eine intakte gerechte Gesellschaft zu eröffnen.
    Die Lösungen liegen auf dem Tisch, greifbar.
    Wann werden Sie sie ergreifen?

  5. Liebe Leute von FFF und all den Organisationen, die hier unterschrieben haben. Ich vermisse Euch bei den Massenprotesten in Berlin, zuletzt am 25.11.; kommt doch bitte an 2.12 und am 9.12. nach Berlin

    1. Hallo Thomas, ja, richtig! Und wir sollten auch zum nächsten Klimastreik mit hingehen. Krieg ist der schlimmste Klimakiller. Ulrike aus Chemnitz

  6. Herr Scholz, ich schließer mcih den Forderungen an: Es kann doch nicht sein, daß mit der Zeit die besten Ansätze ins Hintertreffen gelangen und vergessen werden, bis uns das nächste Klimaunglück trifft. Wir haben auch eine verantworten den 3 Ländern gegenüber. Klimapolitik ist Friedenspolitik und umgekehrt.

  7. Nein,man darf den Menschen nicht zuviel zumuten, sonst machen sich Politiker unbeliebt! Also am besten weiterso,dann wird uns die Natur einmal umso mehr zumuten!

  8. 1.) Die Welt ist geht mehr und mehr kaputt, weil die Bevölkerung weiter wächst. Darum darf es kein weiteres Bevölkerungswachstum geben. Kümmert Euch bitte alle darum und beschränkt Euch bitte auf höchstens 1 Kind ! Das muß kommuniziert werden ! Verhütungsmittel oder operative Sterilisation sind das Mittel der Wahl.
    2.) Eßt keine Tierprodukte ! Die Tierquälerei der Massentierhaltung und das betäubungslose Aufschneiden der lebenden Tiere ist das schlimmste Verbrechen an Lebewesen.
    3.) Wegen Massentierhaltung werden Wälder gerodet. Darum wird es immer heißer auf Erden. Die Bäume/Wälder sind unsere Lebensgrundlage und müssen erhalten bleiben.

  9. Die Natur und die Tiere sind das Wichtigste auf Erden. Mehrheitlich sind Menschen schädlich, weil sie die Natur zerstören. Darum muß viel mehr Aufklärung betrieben werden.

  10. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,
    meine einzige Frage an Sie ist: Lassen sie sich von der Industrie schieben ( auf Kosten des Klima- und Lebensschutzes) oder schieben Sie die Industrie zugunsten dessen?

  11. Danke an alle, die sich engagieren – mehr als ich es vermag. Ich bin 65 Jahre alt und beobachte zum zweiten Mal den Niedergang meiner Heimat. 1989 ist es weitestgehend glimpflich verlaufen. Was jetzt kommt ist ungewiss. Momentan steuert der Karren augenscheinlich geradewegs auf eine ganz neue Mauer zu. Es fühlt sich an, als würde meine Heimat von politischen Gegnern regiert, nicht von wohlmeinenden Menschen, die es gut mit Land, Leuten, Flora und Fauna meinen. Die Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen scheint sie einen Dreck zu interessieren.

    Möge es ihnen vergolten werden! Honnecker jedenfalls hat 1989 mit ansehen müssen, was er angerichtet hat.

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