Unsere eigene Studie, Erkenntnisse in der EU-Klimapolitik und Ökosystemkollapse – Woche 42

In der Woche vom 12.10.-18.10.2020 ist einiges passiert: Ein Highlight war definitiv die Veröffentlichung unserer Machbarkeitsstudie, die zeigt, dass es möglich ist, die Pariser Klimaziele einzuhalten. Zugleich gab es auch einige besorgniserregende Erkenntnisse der Wissenschaft, die wiederrum zeigen: Effektiver Klimaschutz ist dringend nötig. Die Ereignisse der vergangenen Woche hat Sophia für euch zusammengefasst. 

🎉 HYPE – Unsere Studie ist der Hammer 🎉 #SoGeht1Komma5

Seit fast zwei Jahren gehen wir auf die Straßen und fordern: Hört auf die Wissenschaft! Dennoch ist die Bundesregierung nie auf die Idee gekommen, selbst Wissenschaftler*innen nach ihren Erkenntnissen zu fragen, wie wir die größte Krise des 21. Jahrhunderts bewältigen können. Daher haben wir das nun selbst geleistet: In Zusammenarbeit mit dem renommierten Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie haben wir den Job der Politiker*innen übernommen und Lösungsansätze aufgezeigt, wie das 1.5 Grad Ziel noch machbar ist! Dafür muss jetzt aber schnell und entschlossen gehandelt werden. Was genau gemacht werden muss, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung der Studie! Auch die Internationale Energie-Agentur IEA in Paris hat eine Studie vorgelegt mit weltweitem Fokus: Die OECD-Behörde, die sonst eher Kohle, Gas und Öl positiv gegenüber stand, hat einen Bericht vorgelegt, dass es möglich ist, dass die Welt bis 2050 klimaneutral wird. Dafür muss aber viel passieren und die Energie-Agentur warnt, dass es kein weiter so der bisherigen Infrastruktur aus fossilen Kraftwerken, Industrieanlagen und Autos geben dürfe. In Zeiten der Corona-Krise hätten sich erneuerbare Energieträger sowieso als einzige krisensichere Technologie in der Energiebranche erwiesen.

📈 EU-Klimaziele: 55% sind nicht genug!

Wenn wir das 1,5° Grad Ziel erreichen wollen, muss auch die EU ambitioniertere Klimaziele verabschieden und einhalten. Aber bislang sieht es nicht so aus, als ob die EU auf Paris-Kurs wäre. Dieses Jahr müssen erstmals alle Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens an das UN-Klimasekretariat melden, wie weit sie mit ihren C02-Reduktionsmaßnahmen gekommen sind und gebenenfalls nachbessern. Und nachbessern ist dringend nötig. Die aktuellen Ziele würden zu einer Erderwärmung von 3 -4°C und damit zum Überschreiten zahlreicher Kipppunkte führen, die den Klimawandel unkontrollierbar werden lassen. Da das Pariser Abkommen keine Sanktionen für Staaten, die ihre Ziele nicht einhalten, vorsieht, ist es wichtig, dass die EU als Bund der Industriestaaten des Globalen Nordens mit gutem Beispiel vorausgeht. Doch die aktuellen Ziele der EU sind weit von einem guten Beispiel entfernt. Bislang will die EU bis 2030 ihre Klimaziele nur um 40% gegenüber 1990 senken. Die EU-Komission schlägt nun vor das Ziel auf 55% zu erhöhen, ein Vorschlag den auch Bundeskanzlerin Merkel und elf weitere Regierunschef*innen bei ihrem EU-Gipfel zum Klima unterstützten. Überzeugt sind aber noch längst nicht alle Mitgliedstaaten der EU. Das EU-Parlament dagegen fordert eine Reduktion um 60% bis 2030. Das ist ein Fortschritt, der auch durch den massiven Druck der Zivilgesellschaft möglich wurde. Aber machen wir uns nichts vor: Auch 60% sind noch nicht genug. Damit wir eine Chance haben die Klimakatastrophe noch zu verhindern muss die EU bis 2035 klimaneutral werden, nicht erst wie geplant 2050. Das heißt die Treibhausgase müssen bis 2030 um 80% reduziert werden. Das klingt ambitioniert, aber es sollte uns der Erhalt unserer Küstenstädte, die Prävention von mehr Kriegen und bewaffneten Konflikten und Hungerkatastrophen, die Verhinderung von mehr Extremwetterereignisse wie Stürmen, Überflutungen und Dürren wert sein. Daher fordern wir von den deutschen Vertreter*innen, dass sie sich für Maßnahmen einsetzen, die uns vor den Folgen der Klimakatastrophe schützen. Unsere Forderungen könnt ihr hier nachlesen!

🌊 UNO: Klimakrise Hauptgrund für Verdopplung der Naturkatastrophen

Die Anzahl der Naturkatastrophen, wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen haben sich in den letzten zwanzig Jahren fast verdoppelt. Grund dafür: Die menschengemachte Erderwärmung. „Wir zerstören mit vollem Wissen. Das ist die einzige mögliche Schlussfolgerung, wenn man die Katastrophen der letzten 20 Jahre Revue passieren lässt“, sagte die Leiterin des UNO-Büros, Mami Mizutori. 1,23 Millionen Menschen haben ihr Leben von 2000 bis 2019 aufgrund einer Naturkatastrophe verloren. Die Naturkatastrophen richteten einen wirtschaftlichen Schaden von fast 3 Billionen Euro an. Und es wird noch viel mehr Naturkatastrophen geben, wenn wir es nicht schaffen, die Erderwärmung unter 1,5°C zu begrenzen.

❄️Die Arktis stirbt – Ergebnisse der Polarstern-Mission

Das Forschungsschiff Polarstern des Alfred-Wegener-Institut ist nach einem Jahr Expedition in der Arktis zurückgekehrt – und die Wissenschaftler*innen berichten vom Sterben des ewigen Eis. Rekordtemperaturen im Sommer führten dazu, dass Passagen, wo es sonst mehrjähriges, so dickes Eis gibt, dass auch der Eisbrecher mal stecken bleibt, leicht zu durchqueren und zum Teil sogar eisfrei waren. Markus Rex, Professor für Atmosphärenphysik an der Universität Potsdam und der Leiter der Mosaic-Expedition sagte: “ Es macht sehr augenfällig, dass das sommerliche arktische Meereis in wenigen Jahrzehnten komplett verschwunden sein könnte. Dass wir die letzte Generation sein könnten, die noch eine ganzjährig von Eis bedeckte Arktis sieht.“ Das Verschwinden des Eis hätte nicht nur fatale Auswirkungen vor Ort, sondern auch auf das Wetter und Klima hier. Rex: „Das Eis sterben zu sehen tut weh. Wir sollten alles daran setzen, es auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“

🌳Ein Fünftel aller Länder vor Ökosystem-Kollab

Eine echt traurige Nachricht: Ein Fünftel aller Länder weltweit  stehen kurz vor dem Kollabs ihrer Ökosysteme. Betroffen sind zum Beispiel:  Australien, Isreal, Südafrika, Indien, Spanien und Belgien. Grund für den Ökosystemkollabs sind die Zerstörung von Natur und Wildleben. Dabei schneiden wir uns selbst ins Bein: Schon jetzt hat menschliche Aktivität dazugeführt, dass für uns lebensnotwendige „Leistungen“ der Natur, wie Essen, sauberes Wasser, klare Luft und der natürliche Schutz vor Überflutungen zerstört werden. 2019 hatten führende Wissenschaftler*innen gewarnt, dass die Menschheit als Ganzes vom Verlust der Biodiversität bedroht ist. Übrigens ist der Verlust von Biodiversität auch ein negativer Faktor für die weltweite Wirtschaft: Mehr als die Hälfte des weltweiten Wirtschaftswachstums basiert auf einer gut-funktioniereden Biodiversität, die wir zerstören. Unser Zusammenleben hängt also existenziell davon ab, ob wir den Raubbau an der Natur stoppen können.

Nichts mehr verpassen? – Infostream abonnieren!