Woche 6/2020 – Nobelpreis in Zeiten der Klimakrise

Viel ist passiert in der Woche vom 3. bis 9. Februar – wunderbar schön und ausführlich fasst euch diesmal Lara das wichtigste zusammen.

👊 Klimakrise führt zu mehr Gewalt gegen Frauen

Die Weltnaturschutzorganisation hat eine Studie veröffentlicht, die zeigt: Der Klimawandel führt zu mehr Gewalt gegen Frauen. Bereits jetzt erlebt eine von drei Frauen weltweit im Laufe ihres Lebens geschlechtsspezifische Gewalt wie zum Beispiel sexueller oder emotionaler Missbrauch, Frühverheiratung, Stalking oder Genitalverstümmlung. Aus mehr als tausend Quellen schließt die Weltnaturschutzorganisation, dass die Gewalt durch die Klimakrise zunehmen wird. Denn in Krisenzeiten, nach Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Wirbelstürmen, die durch den Klimawandel zunehmen, steigt das Risiko für Mädchen Praktiken wie Frühverheiratung oder Menschenhandel ausgesetzt zu sein, da sich die ökonomische Situation der Familien verschlechtert und sie nur so Zugang zu Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Ressourcen erhalten. Auch zwingt die Klimakrise viele Familien zur Flucht und die oft für alle Menschen prekären Fluchtbedingungen sind für Mädchen und Frauen nochmals besonders gefährdend. Auch wird der Wettbewerb um die immer knapperen natürlichen Ressourcen wie Land und sauberes Wasser durch die Klimakrise angeheizt und, da in einigen Ländern Frauen der Landbesitz per Gesetz verboten ist, sind sie in gefährlichen Abhängigkeitsverhältnissen.  Auch weibliche Klima-Aktivist*innen sind laut Studie gefährdet Ziel von Gewalt und Einschüchterungsversuchen zu sein. 

🤙 Proteste bei der Siemens-Hauptversammlung: #StopAdani

Während der Hauptversammlung der Aktionär*innen haben wir laut protestiert. Siemens steht in der Kritik weil der Konzern trotz eigener Nachhaltigkeitsversprechen Signaltechnik für die höchst umstrittene Kohlemine Adani in Australien liefern will. Adani ist eines der größten Kohleprojekte weltweit und würde Australiens sowieso schon hohe Kohleexporte um 20 Prozent steigern. Dabei zeigen gerade die Brände in Australien ein Mal mehr die Auswirkungen der Klimakrise. Zudem protestieren auch Menschen aus der indigenen Bevölkerung dagegen, dass die Kohlemine auf ihrem Land gebaut wird. Das Festhalten an dem Deal mit den Betreibern der Kohlemine Adani steht Siemens-Chef Kaesers Versprechen, seinen Konzern bis 2030 klimaneutral zu machen, entgegen. Dieses Versprechen berücksichtigt aber nur Siemens eigenes Haus und lässt die höheren CO2-Emissionen von seinen Kunden, die der Konzern durch seine Technologien ermöglicht, außen vor. Deshalb haben Aktivist*innen lautstark vor der Siemens-Hauptversammlung protestiert. , , ,     

Trauriger Temperaturrekord in der Antarktis

Mehrere Messstationen in der Antarktis haben am 06.02.2020 Höchsttemperaturen gemeldet. Mit 18,3°C gilt der Tag als wärmster Tag in der Antarktis seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie sind die Temperaturen in der Antarktis in den vergangenen 50 Jahren um drei Grad gestiegen. Das führt auch dazu, dass die Gletscher sich immer weiter zurückziehen und dass ihr Abschmelzen sich in den vergangenen 12 Jahren noch beschleunigt hat.

🇬🇧 Brexit: Ohne Großbritannien müssen sie die EU-Mitgliedsstaaten mehr anstrengen um die Klimaziele zu erreichen

Die EU hat sich im Pariser Klimavertrag dazu verpflichtet, bis 2030 ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 40% gegenüber 1990 zu verringern. In dem ‚Green Deal‘ von Frau von der Leyen ist die Sprache von 50 bis 55 %. Damit die EU diese Ziele erreicht, müssen sie die verbleibenden Mitgliedsstaaten nach dem Ausscheiden von Großbritannien aus der EU stärker anstrengen. Denn Großbritannien hat, laut dem britischen Beratungsunternehmen Aurora Energy Research, die beste Emissionenbilanz aller Industriestaaten. Schon vor 12 Jahren hatte Großbritannien die Reduzierung der Emissionen um 40% gegenüber 1990 übertroffen und für 2050 hat das Land sich gesetzlich verpflichtet klimaneutral zu sein. Zu der Emissionsreduktion beigetragen hat eine Art Mindestpreis für CO2-Berechtigungen aus dem EU-weiten Emissionshandel in Großbritannien, der klimaschädliche Technologien vom Markt verdrängte. Nun wird Großbritannien nicht mehr weiter am CO2-Handel in der EU teilnehmen sondern plant eine eigene CO2-Steuer einzuführen. Das britische Wirtschafts- und Energieministerium versichert, dass man sich weiterhin an den Pariser Vertrag halten und ein starkes Engagement für Klimaschutz zeigen wolle. In der EU müssen nun Strategien gefunden werden, wie auch ohne die positive Beteiligung Großbritanniens die Klimaziele erreicht werden können. Das Beratungsunternehmen Aurora Energy Research sagte gegenüber der WELT, dass bei einem CO2-Preis von über 40 Euro Kohlekraftwerke in Deutschland möglicherweise viel früher vom Netz gehen könnten als verhandelt und dass europaweit bis 2030 dann kein Platz mehr für Kohlekraftwerke sein könnte.

Proteste gegen das umstrittene Kohlekraftwerk DattelnIV

Trotz des beschlossenen Kohleausstiegs hat die Bundesregierung entschieden, dass das neue Steinkohlekraftwerk DattelnIV dennoch in Betrieb genommen werden soll. Das Kraftwerk ist bereits seit 15 Jahren umstritten und es gab einige Klagen von Anwohnenden und dem Naturschutzverein BUND gegen das Kraftwerk und sogar ein Urteil des Oberverwaltungsgericht Münster gegen DattelnIV. Angesichts der Klimakrise und des eigentlichen Beschlusses der Bundesregierung aus der enorm umweltschädlichen Kohleverstromung auszusteigen, ist der Schritt mit DattelnIV ein neues Kraftwerk in Betrieb zu nehmen ein fataler Schritt in die falsche Richtung. Deshalb protestierte Fridays For Future gemeinsam mit anderen Klimaschützer*innen am Freitag, den 24.01.2020 in Datteln. Am Sonntag, den 02.02.2020 besetzen zudem etwa 120 Aktivist*innen von Ende Gelände das Kohlekraftwerk und forderten den Kohleausstieg.

📸 Undercover-Recherche zeigt Werbe- und Medienstrategien von Klimaleugner*innen

Eine Undercover-Recherche der Investigativ-Plattform Correctiv zeigt, wie Klimaleugner*innen versuchen Einfluss auf die Öffentlichkeit und auf Politiker*innen zu nehmen. Journalist*innen von Correctiv hatten sich als potentielle Interessent*innen ausgegeben und waren so in Kontakt mit dem Verein EIKE (Europäisches Institut für Klima und Energie), der den Klimawandel leugnet gekommen. Durch ihre Recherche konnten sie Verbindungen zu dem Lobby-Verband ‚Heartland‘ in den USA aufdecken, der auch Klimaleugner*innen in Europa finanziell unterstützt und Falsch-Nachrichten über die angeblich nicht-existente Klimakrise verbreitet. In den Gesprächen mit einem Chef-Strategen von Heartland können die Journalist*innen von Verbindungen von sowohl EIKE als auch Heartland zu der AfD, von intransparenten Geldströmen und gezielten Strategien der Meinungsmache und Falschinformationen erfahren, mit denen die Klimaleugner*innen die öffentliche Debatte und politische Entscheidungen beeinflussen wollen.

🏆 Greta für den Friedensnobelpreis nominiert

Greta Thunberg ist für Engagement gegen die Klimakrise erneut für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Schon 2019 war sie von Abgeordneten aus Norwegen nominiert worden, damals hatte aber der äthiopische Regierungschef den Preis für seine Friedenspolitik erhalten. Nun haben Abgeordnete aus Schweden erneut Greta nominiert mit der Begründung, dasss sie hart arbeite um Politiker*innen die Augen für die Klimakrise zu öffnen.

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1 Gedanke zu “Woche 6/2020 – Nobelpreis in Zeiten der Klimakrise

  1. Auf der Titanic fühle ich mich nicht besonders wohl.
    Mit einer rosaroten Brille oder 2 Augenklappen, sieht die Welt schon besser aus – für eine kurze Zeit.
    Nur weil man nicht’s sehen will, verschwindet der Klimawandel nicht.
    Der Friedensnobelpreis für Greta …. – über den ernsthaften Versuch dem Leben auf unserem Planeten eine Zukunft zu geben, würde nicht nur Greta sich mehr freuen.

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