Die Coronakrise zeigt uns die Kehrseite unseres globalisierten Ernährungssystems. Sie verdeutlicht die systemische Abhängigkeit der EU Länder von Nahrungsmittelimporten, schlecht bezahlten Saisonarbeiter*innen und globalisierten Lieferketten. Währenddessen werden mindestens 10 % der gesamten europäischen Emissionen durch die Landwirtschaft verursacht, Tag für Tag verschwindet mehr Artenvielfalt und Bäuer*innen kämpfen um ihr Überleben.
Wir, die europäischen Bürger*innen, haben es in der Hand. Mit 58 Milliarden € pro Jahr ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU eines der größten Subventionsprogramme der Welt. Pro Jahr sind das 114 € pro EU-Bürger*in. Wir müssen uns klar machen, dass die GAP ein unverzichtbares Element zur Lösung der Klimakrise ist.
Über 3600 Wissenschaftler*innen fordern dringendes Handeln für mehr Nachhaltigkeit in der europäischen Agrarpolitik. (https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/pan3.10080) Sie verdeutlichen, dass die EU-Agrarreform in Bezug auf die Klimakrise, den Verlust der Artenvielfalt und die Zukunft der Landwirtschaft versagt.
Dabei könnte die Landwirtschaft viele Lösungen bieten: Bis zu 40% der Emissionen könnten durch eine Halbierung des Konsums und der Produktion tierischer Erzeugnisse reduziert werden. Ungerechtigkeit kann durch eine regionale, faire und existenzsichernde Landwirtschaft bekämpft werden. Die biologische Vielfalt kann durch Agrarökologie und den Stopp von Pestiziden wiederhergestellt werden. Durch die Wiedervernässung der Moore können unverzüglich Emissionen verringert werden. Negative Emissionen könnten durch Kohlenstofffixierung in unseren Böden gespeichert werden. Die Welternährungsorganisation bringt es auf den Punkt: „Der Boden ist unser verborgener Verbündeter“ bei der Bekämpfung der Klimakrise. Um die Schlüsselrolle unserer Landwirt*innen für das Klima und unsere Gesellschaft zu fördern, muss ein finanzieller Rahmen für Emissionsreduzierung, die Wiederherstellung der Artenvielfalt und die Bindung von Kohlenstoff im Boden in der Europäischen Agrarpolitik verankert werden.
Fridays For Future Europa fordert umgehend einen Pfad zur Klimaneutralität des Europäischen Agrar- und Lebensmittelsektors. Die Direktzahlungen müssen in Zahlungen für öffentliche Leistungen umgewandelt werden. Öffentliche Gelder müssen in den Wandel hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen und bäuerlichen Landwirtschaft fließen. Wir brauchen einen Neustart in der GAP-Reform für eine evidenzbasierte und klimagerechte Agrarpolitik.
Wir stehen hinter den Bäuer*innen, unabhängig davon, ob sie ökologisch wirtschaften oder nicht, denn ohne sie gibt es keinen Wandel. Nur gemeinsam können wir den Wandel schaffen.
Die EU-Politik muss jetzt Verantwortung gegenüber unseren Landwirt*innen und unserer Umwelt übernehmen. Dabei ist es noch nicht zu spät. Die Zeit zu handeln ist jetzt. EU Politiker*innen müssen erkennen, dass eine große Hoffnung zur Lösung der Klima- und Biodiversitätkrise in der Landwirtschaft liegt und dass die GAP kurz davor ist, diese zu zerstören. Wir müssen unsere Bäuer*innen empowern, denn sie sind eine der größten Hoffnungen, die wir haben.
FridaysForFuture Europa