Die Lage in Europa ist historisch. Waldbrände und Überschwemmungen zerstören ganze Landstriche, während anderenorts die Klimakrise in Form von Wasserrationierungen in den Badezimmern Südeuropas auftaucht. Dabei ist Europa der privilegierteste Kontinent der Welt, die Verantwortung für konsequenten Klimaschutz und den Schutz von Menschen an anderen Orten ist historisch hoch.
Wenn die EU es nicht schafft, ihre Emissionen schnell und nachhaltig zu senken, ist die Eindämmung der Klimakrise schon physikalisch kaum noch möglich. Politisch wäre es noch verheerender: Wenn hier die dramatischen Folgen der Krise nicht ernst genommen, Erneuerbaren Energien nicht ausgebaut, Gelder nicht mobilisiert und Gebäude nicht saniert werden, wird es auch weltweit unwahrscheinlicher.
In den vergangenen fünf Jahren haben wir gesehen, was die EU und ihre oft belächelten Institutionen können. Und wir haben gesehen, was kontinuierlicher Protest und das gesellschaftliche Lautmachen von Forderungen nach mehr Klimaschutz bewirken können.
Anfang 2019 war die Idee einer gemeinsamen europäischen Klimapolitik fernab jeglicher politischen Vorstellung. Weniger als ein Jahr später wurde der European Green Deal vorgestellt: das größte klimapolitische Gesetzespaket der Welt.
Ohne Green Deal wäre die EU auf 4-Grad-Kurs. Erst der Ausbau der Erneuerbaren, das Verbrenner-Aus, der CO2-Preis, Förderung für klimafreundliche Technologien und sozialer Ausgleich haben diesen Kurs um mehr als 1 Grad gesenkt. Der Blick in die jüngste Geschichte zeigt: Aktivismus wirkt. Veränderung ist möglich. Wir können Lebensgrundlagen schützen, genauso wie die Menschen und Gesellschaften.
Auch wenn rechte Stimmen Zweifel an Klimapolitik säen und Ängste vor der Veränderung schüren: Nur indem wir den Wandel politisch gestalten, können wir Menschen vor noch mehr Katastrophen schützen. Dafür muss sich die EU ehrlich machen: Der Green Deal ist der erste Schritt. Die Klimakrise können wir allerdings nicht bekämpfen, solange Kohle, Öl und Gas weiter die treibende Kraft der europäischen Gesellschaften sind. Der konsequente und gerechte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2035 ist nötig, um Klimaversprechen einzuhalten und den Kontinent rechtzeitig zur Klimaneutralität zu bringen. Parallel dazu braucht es mindestens eine Verdopplung von Investitionen in Klima- und Katastrophenschutz, um Menschen endlich zu sichern.
Die vergangenen fünf Jahre europäischer Klimapolitik waren ein Anfang. Nach den größten Klimaprotesten Europas haben die Abgeordneten sich der Gesellschaftsaufgabe Klimaschutz angenommen. Währenddessen ist die Klimakrise vorangeschritten, die Rechten versuchen weltweit Klimaschutz zurückzudrehen. Es ist an Ihnen, die Anfänge des Green Deals fortzuschreiben und Europa auf Kurs zu bringen. Die Entscheidungen des Europaparlaments bestimmen über die Zukunft der Demokratie genauso wie über die Zukunft unserer Lebensgrundlage – einen lebenswerten Planeten.
Englische Version
To the new members of the EU Parliament:
The current situation in Europe is unprecedented. While forest fires and floods destroy entire regions, elsewhere the climate crisis is manifesting itself in the form of water rationing in the bathrooms of southern Europe. Yet Europe is the most privileged continent in the world, and it’s responsibility to consistently protect theclimate and the people elsewhere is historically high.
Physically, it will be almost impossible to contain the climate crisis, if the EU fails to reduce its emissions quickly and sustainably . Politically, it would be even more devastating: if the dramatic consequences of the crisis are not taken seriously here, if renewable energy infrastructure is not expanded, funds are not mobilized and buildings are not sustainably renovated, it will be even less likely that these crucial steps will be taken globally.
Over the past five years, we have seen what the EU and its often ridiculed institutions can do. And we have seen what continuous protest and the voicing of demands for more climate protection by civil society can achieve.
At the beginning of 2019, the idea of a common European climate policy was far removed from any political imagination. Less than a year later, the European Green Deal was presented: the largest climate policy legislative package in the world.
Without the Green Deal, the EU would be on course for a four degree warmer world. Only the combined expansion of renewables, the phase-out of combustion engines, a CO2 price, support for climate-friendly technologies and social compensation have corrected this course by over one degree. A look at recent history shows: Activism works. Change is possible. We can protect livelihoods, as well as people and communities.
Even though right-wing voices are sowing doubts about climate policy and stirring up fears of change, we know that the only way to protect people from even more disasters is to shape change politically. The EU must be honest: the Green Deal is a first step. However, we cannot tackle the climate crisis as long as coal, oil and gas arethe driving forces behind European societies and economies. A consistent and just phase-out of coal, oil and gas by 2035 is necessary in order to keep in line with the climate agreements already signed and to bring the continent to climate neutrality in time. At the same time, investments in climate and disaster protection need to be at least doubled in order to truly protect communities.
The past five years of European climate policy were a start. Following the largest climate protests in Europe, MEPs have taken on the critical task of climate protection. Meanwhile, the climate crisis has progressed further and the right is trying to roll back climate protection worldwide. Now, it is up to you to continue the beginnings of the Green Deal and get Europe back on track. The decisions of the European Parliament will determine the future of democracy as well as the very foundation of life – a planet worth living on.
Signed by European climate activists:
Austria, Benedikt Mayr
Austria, Elisabeth Reremoser
Austria, Klara König
Austria, Jan Aigner
Austria, Laila Kriechbaum
Austria, Leo Sauermann
Austria, Michael Wieser
Austria, Moritz Gruber
Austria, Nils Fischer
Austria, Sofia Scherer
Belgium, Chloé Mikolajczak
Belgium, Laurie Pazienza
Croatia, Mia Bradić
Czech Republic, Ema Sofie Rychecká
Czech Republic, Emma Novotná
Czech Republic, Emma Kolářová
Czech Republic, Eva Panáčková
Czech Republic, Hanna Dymešová
Czech Republic, Julie Pavelcová
Croatia, Mia Bradić
Denmark, Nomi Slotorub
Denmark, Selma de Montgomery
Estonia, Brigitta Taling
Estonia, Kertu Birgit Anton
Estonia, Mirabell Veli
Germany, Amelie Wersich
Germany, Annika Kruse
Germany, Annika Rittmann
Germany, Anton Festag
Germany, Clara Duvigneau
Germany, Eli Wersich
Germany, Luisa Neubauer
Germany, Luise Steeck
Germany, Samira Ghandour
Hungary, Eva Macskásy
Hungary, Kinga Somlói
Hungary, Lili Aschenbrenner
Italy, Edoardo Di Stefano
Italy, Luca Sardo
Italy, Magdalena Jorg
Lithuania, Ūla Balaševičiūtė
Portugal, Francisca Costa
Slovakia, Juliane Gerbel
Slovakia, Karolína Fabianová
Slovenia, Nika Kovac
Ukraine, David Malko
Ukraine, Ilyess El Kortbi
Ukraine, Mila Sirychenko
Ukraine, Volodymyr Shpak
Tolle Aktion.
Der Brief wird von mir interstützt. Dazu dine Petition bei We Act oder Campact starten?
Meine Frau und ich werden am Freitag in Bielefeld beim Klimastreik dabei sein, mit Plakaten von den Earthholdern. Andere Aktionsformen, wie Straßen blockieren sind uns zu stressig in unserem Alter 🙂
Ich habe mir schon 1977 in Grohnde ne blutige Nase geholt 🤕
Das Konzept der Earthholder spricht meine Frau und mich mittlerweile mehr an. Liebe Grüße
Ich unterstütze Euer Anliegen!
Sehr fundierte Argumente, da kann ich nur zustimmen!
Im aktuellen Bundestag hat die Fraktion der Grünen 118 von 733 Sitzen. Das sind etwas über 16% – also keine Mehrheit. Im neu gewählten EU-Parlament hat die grüne Fraktion 52 von 720 Sitzen. Das sind knapp über 7% – also keine Mehrheit.
Die Grünen haben bei den letztjährigen Landtagswahlen in Bayern und Hessen rund ein Sechstel bzw. ein Viertel ihrer Stimmen verloren. Bei der Europawahl 2024 belief sich der Verlust auf gut zwei Fünftel der Stimmen, wobei die Einbußen in der Gruppe der Jungwähler besonders hoch waren. Die aktuelle INSA-Umfrage vom 15.06.2024 sieht die Grünen bundesweit bei 11%
Die grüne Politik fand und findet keine Mehrheit. Vielleicht sollten deren Apologeten diese Tatsache mal zur Kenntnis nehmen. Demokratie bedeutet nun mal, dass die Mehrheit entscheidet und nicht die, die am lautesten und hartnäckigsten der Überzeugung sind, im Besitz der ultimativen Wahrheit zu sein. Da kann man noch so viel fordern und demonstrieren und kleben – wenn die Mehrheit nicht will, will sie nicht.
Die Gruenen sollten abgeloest bzw. aufgefrischt werden, duerfen sich nicht in Apparaten vergraben – ob Berlin oder Bruessel. Sie brauchen energische Fuehrungspersoenlichkeiten – keine Tagespolitiker.