Wie Städte beim Klimaschutz vorangehen

Du brauchst dringend Urlaub, der Interrail-Pass ist schon gebucht, du hast aber noch keinen Plan, wo die Reise hingehen soll? Dann haben wir ein paar Tipps für dich. Denn Städte verursachen ungefähr 75 Prozent der globalen CO2-Emissionen, aber nicht alle wollen das tatenlos hinnehmen. Deswegen stellen wir heute sechs Städte vor, die dem Klimawandel den Kampf angesagt haben und auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückschrecken.

Paris

In Paris wurde nicht nur das wegweisende Klimaschutzabkommen von 2015 unterschrieben, sondern auch schon ganz konkret gehandelt.

Nach Ansicht der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo soll das Auto möglichst weit aus der Stadt verdrängt werden, um Platz für klimafreundlichere Arten der Fortbewegung zu machen. Deshalb wurde 2016 ein 3,3 Kilometer langer Streckenabschnitt am Seineufer für Autos gesperrt und die Länge der Fahrradwege innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Alte Autos dürfen in Paris schon heute tagsüber nicht mehr fahren, ab 2030 sollen Autos mit Verbrennungsmotor dann komplett aus der Stadt verbannt werden.Die Innenstadt wird bis 2022 autofrei und die Stadtautobahn rund um Paris zurückgebaut und teils begrünt, während gleichzeitig die Metrolinien bis in die Vorstädte hinein verlängert werden und neue Buslinien entstehen sollen.

Darüber hinaus soll Paris auch optisch viel grüner werden: Dachbegrünung wird gefördert, Bäume werden gepflanzt und zentrale Plätze in grüne Oasen verwandelt. Für die Zukunft sind vier Stadtwälder geplant und auch kleine landwirtschaftliche Anbauflächen sollen mitten in der Stadt entstehen.

Wien

Auch in Wien ist einiges passiert: Schon 2012 wurde hier eine 365-Euro-Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel eingeführt, um mehr Menschen zu deren Nutzung zu motivieren, die Zahl der Jahreskartenbesitzer*innen hat sich seitdem auf über 800.000 mehr als verdoppelt. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr der Stadt beträgt auch deshalb 38 Prozent, deutlich vor dem Auto mit 28 Prozent.

Gegenfinanziert werden die 365-Euro-Tickets unter anderem durch eine Erhöhung der Parkgebühren. Und es passiert noch mehr, um den Verkehr in Wien klimafreundlicher und dabei gleichzeitig die Stadt lebenswerter zu machen: Die Wiener Innenstadt ist zur Kurzparkzone ausgerufen worden, d.h. Autos dürfen dort nur für maximal 120 Minuten parken und ehemals für Autos ausgelegte Straßen werden zu „Begegnungszonen“ umgebaut. Um den Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege zu erhöhen, werden neue Fahrradwege gebaut und Citybikes zum Ausleihen angeboten. Außerdem ist eine neue U-Bahn-Linie geplant und mit ihrem großen Bestand an kommunalen Sozialwohnungen hat die Stadt auch beim Heizen noch Möglichkeiten, das Klima zu schützen.

Amsterdam

Amsterdam ist eine Fahrradstadt: Es gibt dort mehr Fahrräder als Einwohner*innen und jeden Tag werden 2 Millionen Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, was 36 Prozent aller Strecken entspricht.

Damit das auch so bleibt, tut Amsterdam einiges. Um die vielen Fahrräder diebstahlsicher abstellen zu können, werden immer wieder neue Stellplätze errichtet, zum Teil in eigenen Parkhäusern nur für Fahrräder. Es werden neue und breitere Fahrradwege gebaut und zusätzlich immer mehr Fahrradstraßen eingeführt, auf denen zwar auch Autos fahren dürfen, Fahrräder aber Vorfahrt haben. Um die Wege für Fahrradfahrer*innen zu verkürzen, gibt es kostenlose Fahrrad-Fähren und auch immer mehr Fahrradbrücken. Und ein Leihradangebot hat Amsterdam natürlich auch.

Aber das Mobilitätskonzept der Stadt konzentriert sich nicht nur auf Fahrräder, auch die E-Mobilität wird mitgedacht. Es gibt zahlreiche Ladestationen für E-Autos, wer sich ein Elektroauto anschaffen will, kann dafür Zuschüsse beantragen, und auch die Busflotte wird auf elektrische Busse umgestellt.

Kopenhagen

Auch in Kopenhagen ist das Fahrrad für viele Menschen die erste Wahl. Wie in Amsterdam gibt es auch hier Fahrradstraßen, -brücken und -parkhäuser, aber das ist noch nicht alles. Fahrradwege sind in Kopenhagen oft sehr breit und an Hauptverkehrsstraßen grundsätzlich durch einen Bordstein von den Autos getrennt. Ampelschaltungen sind an manchen Stellen auf ein Tempo von 20 km/h eingestellt, außerdem können Fahrradfahrer*innen an Displays erkennen, wie lange die nächste Ampel noch grün ist und ihr Tempo dann gegebenenfalls daran anpassen.

Eine Besonderheit sind die „Cykelsuperstiers“, durchgängige, zum Teil mehrspurige Fahrrad-Highways, die die Außenbezirke von Kopenhagen mit dem Stadtzentrum verbinden. Einige davon gibt es schon heute, 26 sollen es dann irgendwann mal werden.

Darüber hinaus glänzt Kopenhagen mit einigen netten Ideen, die das Leben der Radfahrer*innen erleichtern sollen: Auf den Fahrradhighways sind in regelmäßigen Abständen Luftpumpen aufgebaut, Mülleimer werden entlang von Fahrradwegen zum Teil angewinkelt, um das Wegwerfen während der Fahrt zu ermöglichen, und falsch geparkte Fahrräder werden von sogenannten „Bike Butlers“ nicht einfach nur abgeschleppt, sondern auch noch aufgepumpt und geölt.

Oslo

In kaum einer Stadt fahren so viele Elektroautos wie in Oslo, und das ist kein Zufall. Von einer City-Maut, die beim Fahren in der Osloer Innenstadt fällig wird, sind E-Autos befreit und wenn mindestens drei Personen in einem Elektroauto sitzen, dürfen sie auch Busspuren nutzen – ein Anreiz zum Bilden von Fahrgemeinschaften. Außerdem wurden einige Straßen in der Innenstadt von Autos befreit und die Anzahl an Parkplätzen reduziert. Wo früher Autos standen, finden sich jetzt Blumen und Bänke, und ein ehemaliges Parkhaus wurde zur Fahrradwerkstatt umfunktioniert.

Luxemburg

Diese Meldung wurde weit über die Luxemburger Grenzen hinaus verbreitet: Seit 1. März 2020 ist der öffentliche Nahverkehr in ganz Luxemburg kostenlos, und damit ist Luxemburg nicht alleine. Bereits seit 2013 ist der ÖPNV in der estnischen Hauptstadt Tallinn gratis, 2018 wurde das Angebot dann auf das ganze Land ausgeweitet. Darüber hinaus gibt es kostenlosen ÖPNV auch in mehreren französischen und deutschen Städten, zum Beispiel in Monheim am Rhein (Nordrhein-Westfalen) und Pfaffenhofen an der Ilm (Bayern).

Das Gratis-Angebot ist aber nur der Anfang der Luxemburger Mobilitätswende. Neue Züge, Schienen und Bahnhöfe, Park-and-Ride-Plätze für Pendler*innen, eine neue Stadtbahn und Express-Fahrradwege – damit sollen die endlosen Staus in Luxemburg endlich der Vergangenheit angehören.

Dieser Text basiert auf einem Beitrag aus unserem wöchentlichen „Klimareport“. Wenn er euch gefallen hat, könnt ihr ihn auf Telegram oder WhatsApp abonnieren.

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3 Gedanken zu “Wie Städte beim Klimaschutz vorangehen

  1. Vielen Dank, das macht Hoffnung! Als leidenschaftlicher Radfahrer würde ich solche Maßnahmen auch in München sehr begrüßen. Aber da scheint noch ein sehr, sehr weiter Weg hin zu sein. Aber immerhin, erste Keime dieser Bewegung beginnen auch hier schon zu sprießen.

    Macht weiter so, denn ihr seid die Zukunft!

    Dieter Wahl, 57 Jahre alt.

  2. Na also – geht doch !
    Warum setzen deutsche Städte solche guten Ideen nicht schnellstens um ?????
    Wir müssen davon wegkommen, dass das Auto und der Individualverkehr immer Vorrang haben.
    VERKEHRSWENDE = lebenswerte Städte

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