Klimanotstand – Die Klimakrisen-Meldungen der Wochen 23-26

In den letzten Wochen ist viel passiert. Daher erhaltet ihr unser regelmäßiges Klimaupdate diesmal in mehreren Teilen. Teil 1, die Zusammenfassung der wichtigsten Verkehrs(wende)-Nachrichten, könnt ihr hier nachlesen. In diesem Beitrag fassen wir euch einige Ereignisse der letzten Wochen zusammen, die einmal mehr deutlich machen, dass wir uns bereits mitten in der Klimakrise befinden. Von Hitzewellen in Kanada, über die Hungerkrise in Madagaskar zu brennendem Wasser im Golf von Mexiko – so kann es nicht mehr weitergehen! Jerrit, Manuel und Lara geben euch einen Überblick. 

Hitzerekorde in Kanada kosten Menschenleben

Historische Hitzerekorde sorgen in Kanada und im Norden des USA für erheblichen Gesundheitsstress. Temperaturen bis fast 50°C kosteten mehrere Menschen das Leben. So kam es in der Provinz British Columbia innerhalb von nur 5 Tagen zu 486 Todesfällen, was zu einer Sterberate von 195% über dem Durchschnitt führte. Besonders hoch ist die Gefahr für ältere Menschen, Kinder und obdachlose Menschen, die weniger Möglichkeiten haben, sich vor der Hitze zu schützen. Das Gesundheitssystem steht unter enormen Stress, was dazu führt, dass Menschen bei Notrufen lange auf Hilfe warten müssen. Klimaanlagen und Ventilatoren sind in der Region ausverkauft. Auch die Landwirtschaft leidet unter dem Extremwetter. Zudem toben bereits die ersten Waldbrände in der Region und die Angst, dass sie sich ausbreiten könnten, ist groß. Der kanadische Ort Lytton wurde durch einen Brand fast vollständig zerstört. Klimaforscher*innen warnen, dass deartige Hitzewellen durch die Anheizung der Erderwärmung zunehmend wahrscheinlicher werden. Nicht nur in Kanada und den USA gab es diesen Sommer Hitzerekorde, sondern z.B. auch in Finnland wurden Temperatur-Rekorde gemessen: Mit Termpaturen von 33,5°C  im äußersten Norden wurde die höchste Temperatur seit 1914 gemessen. Der gesamte Juni war laut den Wetterbehörden so heiß wie kein anderer Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und in Werchojansk, in der russischen Arktis, das eigentlich als einer der kältesten Orte der Welt gilt, wurden am 20.Juni Temperaturen über 40°C gemessen. 

Welternährungsprogramm warnt: Hunderttausende Menschen in Madagaskar vom Hungertod bedroht

Laut eines Berichts des Welternährungsprogramm (WFP) sind in Madagaskar momentan rund 400.000 Menschenleben aufgrund einer Dürreperiode bedroht. Bereits in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Trockenheit, beispielsweise aufgrund von unterdurchschnittlichen Niederschlags-Quoten. Dazu kommen vermehrt Extremereignisse, wie tropische Wirbelstürme. So auch dieses Jahr und die Lage ist ernst. Lola Castro, eine Mitarbeiterin vor Ort, spricht von einer Krise mit Zuständen, die sie vorher, trotz ihrer jahrelangen Arbeit, noch nie erlebt hat. Die Anzahl von Kindern unter 5 die an Mangelernährung leiden, hat sich in Madagaskar in den letzten 4 Monaten vervierfacht. Es gibt insgesamt rund 1,14 Millionen Menschen, die sich nicht richtig und gesund ernähren können auf Madagaskar. Momentan leidet also kaum ein Land stärker unter den Folgen des Klimawandels als Madagaskar. Das Absurde: Der Inselstaat selbst trägt so gut wie nichts zur Erderwärmung bei. Die CO2-Emissionen pro Kopf betrugen im Jahre 2018 beispielsweise 0,17 Tonnen pro Jahr. Der Mittelwert der Welt lag 2017, zum Vergleich, bei 4,37 Tonnen pro Jahr und die der USA bei 16,14 CO2-Emissionen pro Kopf pro Jahr. Wie Klimaungerechtigkeit in der Praxis aussieht, wird am Beispiel Madagaskar klar. Die WFP verweist deshalb auf die Dringlichkeit von Spenden. Ca. 78,6 Millionen US-Dollar werden schätzungsweise benötigt, um die Lage zu stabilisieren und lebensrettende Lebensmittel für alle Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. 

Pipelinebrand im Golf von Mexiko 

Ein Gasleck in einer Unterwasser-Pipeline im Golf von Mexiko brachte am 02.07.21 das Wasser zum Brennen. Das Feuer, das nur 150 Meter vor einer Öl-Bohrinsel ausbrach, verletzte zum Glück keine Menschen. Laut der Energie- und Umweltbehörde Asea sei auch kein Öl ausgetreten. Der Brand, der erst nach fünfeinhalb Stunden gelöscht werden konnte, zeigt mal wieder deutlich, dass auch Gas mit erheblicher Gefährung für die Umwelt hergestellt wird. 

Brand in Rumäniens größter Öl-Raffinerie

Am 02.07. ist in Rumäniens Erdöl-Raffinerie ein Feuer ausgebrochen. Bei dem Brand, dessen Ursache nun von der Staatsanwaltschaft untersucht wird, wurden fünf Menschen verletzt und ein Mensch starb

Das Amazonas-Gebiet erneut in Flammen

Im Amazonas-Regenwald wüten erneut Feuer. Mit mehr als 2.300 Feuern übertrifft die Zahl der Brände im Juni 2021 den Juni letzten Jahres. Bereits damals brach die Anzahl der Feuer Rekorde. Seit Juni 2007 hat es nicht so viele Brände gegeben, wie in diesem Jahr. Dass die Brände in der Trockenzeit zunehmend schlimmer werden, bringen Umweltschutzorganisationen mit der Klimakrise und der Abholzung des Regenwaldes in Verbindung. Der brasilianische Präsident Bolsonaro hielt im Frühjahr während des Biden Summits noch eine Rede und versprach die Abholzung des Regenwaldes bis 2030 zu beenden – und kürzte nur einen Tag später die Mittel für die brasilianischen Umweltbehörden. Laut der renomierten Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ führten die rasant angestiegenden Brandrodungen im Amazonas-Regenwald dazu, dass der Regenwald in den Jahren von 2010 – 2019 mehr CO2 ausstieß, als er aufnahm und damit faktisch gekippt ist. Ab wann diese Entwicklung unumkehrbar ist, ist nicht klar, weil die Brände zudem das Ökosystem schwächen.

Tornado in Tschechien

Dass es im Sommer Unwetter geben mag, ist bekannt. Die Heftigkeit, mit der sie derzeit geschehen, überrascht. In Tschechien zog ein Tornado durch mehrere Dörfer. Die vorläufige Bilanz an diesem Abend: 5 Tote, 150 Verletzte, mehrere zerstörte Dörfer. Wir sind fassungslos und mit unseren Gedanken bei den Betroffenen und ihren Angehörigen. Nur das und die Solidarität mit den betroffenen Menschen sind im Moment wichtig.

Überschwemmungen und Unwetter in Süddeutschland

Schwere Regenfälle und Unwetter haben in den letzten Tagen des Monats Juni für Chaos in Süddeutschland gesorgt. In zahlreichen Städten Baden-Württemberg und Bayerns wurden Straßen überschwemmt und Bäume stürzten um. Im Zollernalbkreis, im Kreis Esslingen und in den Kreisen Tübingen und Reutlingen fielen laut Angaben der Einsatzkräfte tennisball-große Hagelkörner und es wurden mehrere Menschen verletzt

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2 Gedanken zu “Klimanotstand – Die Klimakrisen-Meldungen der Wochen 23-26

  1. Herzlichen Dank für diese umfassende Zusammenstellung der aktuellen Geschehnisse! Es betont die zunehmend dringlich werdende Notwendigkeit zu handeln. Macht weiter so, ihr seid die Zukunft!

    Dieter Wahl, 57 Jahre alt.

  2. Ohne die Gefahr relativieren zu wollen: Extremextreme kamen natürlich immer schon vor.

    Kleines Beispiel: 1936 (im Januar!) verwüstete ein Tornado – ähnlich stark und langlebig wie der in Tschechien – einige Düsseldorfer Stadtteile.

    Oder: 1536 bis 1540 erlebte Deutschland eine Serie außergewöhnlich heißer Sommer, ganz besonders 1540, dessen Ausprägung erst 2003 fast wieder erreicht wurde. Der Wein geriet damals so „gut“, dass viele Menschen ihn nur mit Wasser verdünnt trinken mochten.

    Es gab sogar in Deutschland so dürre Sommer, dass große Flüsse wie der Rhein austrockneten, zum Beispiel in den Jahren 999 und 1000. Dagegen gab es Ereignisse wie 1342, als mitten im Juli zahlreiche Flüsse in Mitteleuropa furchtbare Hochwasserkatastrophen erlebten, sogar der Rhein, an dem Sommerhochwasser früher sehr selten waren. Ausreißer eben. Sie waren immer schon möglich.

    Das Hageljahr 1290 ist – zum Glück – unübertroffen. Es brachte in Europa mehrere 10.000 Unwettertote! Und – auch wenn nicht viele Menschen das wissen oder glauben können – Hagel konnte und kann tatsächlich die Größe aller bekannten Sportbälle erreichen, nicht nur die von Tennisbällen! Großviehherden werden jedenfalls ganz sicher nicht von „Golfbällen“ oder „Tennisbällen“ erschlagen, aber eben diese Herden sind tatsächlich erschlagen worden. Wetter kann also äußerst brutal sein. Das war schon immer so.

    Ist das ein Argument für „Klimaleugner“? Ganz sicher nicht! Ebenso wenig wie ein kalter, schneereicher Winter, der auch im 21. Jahrhundert jederzeit vorkommen kann.

    Der große Unterschied zu früher ist nämlich der:

    Die statistische Wahrscheinlichkeit für schlimmste Extremereignisse ist weltweit sehr markant gestiegen!

    Ganz genau beziffern lässt sich das nicht, nur grob abschätzen – bitte nur durch seriöse ForscherInnen.

    Solche kommen im Fall „Hitze USA/Kanada 2021“ zu einem wirklich Besorgnis erregenden Ergebnis:

    Passieren konnte und kann es, aber vor dem anthropogenen Zeitalter nur superselten. Mittlerweile jedoch hat sich die Wahrscheinlichkeit dafür um rund das 150-fache erhöht! DAS ist hoffentlich wachrüttelnd für die Menschheit!

    Die massive Überschreitung alter Rekorde sollte es ebenfalls sein: Wenn ein Rekord an ein sehr weit zurückliegendes Spitzenwertereignis wie 1937 (Kanada) anknüpft und dann auch noch diesen alten LANDESWEITEN Rekord gleich um 4,5° übertrifft, ist das sehr markant!

    In Deutschland hatten wir ebenfalls gradweise Abweichungen nach oben, statt weniger Zehntel.

    Am Polarkreis in Skandinavien war es seit 1914 nicht mehr so heiß wie jetzt, usw. usw.

    Alle Alarmglocken schrillen! Wir müssen ganz dringend massiv gegensteuern!

    Vor allem müssen wir diejenigen stoppen, die auf unsere Kosten und vor allem die der Nachkommen grenzenlose Bereicherung in Ordnung finden! Die Zeit drängt!

    LG Armin

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