Mehr Bäume auf den Acker – Agroforstsysteme wirksam unterstützen!

Die Landwirtschaft befindet sich im Kreuzfeuer zahlreicher unsere Gesellschaft bedrohenden Krisen, die einerseits durch den Status Quo der Landnutzung verstärkt werden und andererseits die Landwirtschaft selbst gefährden. Die Klima-, Umwelt- und Biodiversitätskrise, daraus resultierende Wasserknappheit, Überflutungen und Ernteeinbußen erlauben keinen Aufschub bei der Umsetzung aller Lösungsansätze, auf die wir bereits zurückgreifen können. Einer dieser Ansätze ist die Agroforstwirtschaft. Doch was ist Agroforst?

Was sind Agroforstsysteme und warum sind sie so wichtig?

In Agroforstsystemen werden Ackerbau und/oder Tierhaltung mit forstwirtschaftlichem Anbau verknüpft. Das bedeutet, es können Hühner auf Streuobstflächen laufen oder Feldfrüchte unter Bäumen wachsen, deren Holz genutzt wird.

Die Vorteile sind zahlreich: Agroforstsysteme können einen herausragenden Beitrag für Klimaanpassung, die Artenvielfalt sowie den landwirtschaftlichen Klima-, Boden- und Gewässerschutz leisten. Bei einer Kombination mit Nutztierhaltung kann mit Agroforst auch das Tierwohl verbessert werden. 

Umso wichtiger ist, dass die Agroforstwirtschaft in Deutschland seit dem 01. Januar 2023 eine rechtlich anerkannte landwirtschaftliche Praxis auf Acker- und Dauergrünland ist. Damit ist der Grundstein für den effektiven Aufbau der klimaschützenden Bewirtschaftungsweise gelegt – aber nicht viel mehr. Nach wie vor sehen sich Landwirt*innen bei der Integration von Agroforst auf ihren Flächen mit bürokratischen Hürden konfrontiert, die ein „Weiter so“ bei der Flächenbewirtschaftung viel einfacher erscheinen lassen. Flankiert werden die bremsenden Umsetzungshürden von einer mangelhaften Förderung für Agroforstsysteme (geringe Förderung für Beibehaltung, in fast ganz Deutschland keine Förderung für Neuanlage).

Das Zeitfenster schließt sich: Einhaltung der Klimaziele ohne Agroforst nicht möglich

Das aktuell geringe Engagement für Agroforstsysteme steht in einem bedenklichen Widerspruch zu dem im deutschen GAP-Strategieplan festgeschriebenen Ziel von Bund und Ländern, bis 2026 eine Agroforstgehölzfläche von 200.000 Hektar etablieren zu wollen. Für die Erreichung dieses Ziels ermöglicht die EU den Mitgliedstaaten explizit, die Investitionskosten für die Einrichtung von für Agroforstsystemen bis zu 100% zu fördern. Weshalb in Deutschland hiervon kein Gebrauch gemacht wird, ist nicht nachvollziehbar. 

Dabei sind die Klimaschutzziele in der Landwirtschaft in hohem Maße abhängig vom bundesweiten Ziel einer Agroforstgehölzfläche von 200.000 Hektar bis 2026. Das Nichterreichen dieses Flächenzieles würde also unsere ohnehin unzureichenden Klimaziele massiv gefährden. 

Aber nicht nur das: Große, offene Ackerflächen – wie sie bisher vor allem noch angelegt werden – sind der Zerstörung durch häufiger auftretende Starkregenereignisse und Stürme schutzlos ausgeliefert. Solche Klimafolgen werden in Kombination mit größerer Hitze und Trockenheit in den nächsten Jahren zu mehr Ertragsausfällen führen, die sich in gravierender Weise auf die ganze Gesellschaft auswirken. Agroforstsysteme könnten diese hohen gesellschaftlichen Kosten spürbar reduzieren – und zwar bei vergleichsweise sehr geringem finanziellem Aufwand.

Trotz der vielen zur Verfügung stehenden EU-Gelder und der zukunftssichernden Vorteile von Agroforstsystemen hält das Agrarministerium die Tür zu mehr Agroforst nur einen Spaltbreit auf. Das reicht bei Weitem nicht! Und das Zeitfenster für den rechtzeitigen Aufbau einer klimaresilienten und klimaschützenden Agroforstwirtschaft schließt sich: Die Agroforstsysteme müssen jetzt angelegt werden – stehen aber vor immensen rechtlichen Hürden, Restriktionen und mageren förderrechtlichen Anreizen.

Was können wir für mehr Agroforstsysteme tun?

In erster Linie geht es darum, Bürokratie abzubauen und finanzielle Förderungen aufzustocken! Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL), des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) und des Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF) sind das unsere Forderungen. In diesem offenen Brief könnt ihr die Forderungen noch mal ausführlich nachlesen.

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1 Gedanke zu “Mehr Bäume auf den Acker – Agroforstsysteme wirksam unterstützen!

  1. Ein „schönes“ Beispiel: in Bonn gibt es die ehemalige Landwirtschaftskammer in der z. Z. ukrainische Flüchtlinge untergebracht sind. Im Frühjahr gab es lt. Zeitung einen Versuch der Ukrainer die alten Gewächshäuser wieder zu beleben. Bei meinem Besuch im Sommer konnte ich davon nichts sehen. Lt. Zeitung will der Investor, evtl. ab 2025, alles abreißen und eine Wohnsiedlung daraus machen. An die Möglichkeiten der Nutzung der Flächen sowohl für’s Wohnen als auch für eine wohnortnahe Agroforstfläche z.B. durch eine Solawi aufgebaut, wird kein Gedanke verloren. Das sind ungenutzte Möglichkeiten.

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