In den letzten Wochen ist viel passiert. Daher erhaltet ihr unser regelmäßiges Klimaupdate diesmal in mehreren Teilen. Teil 1, die Zusammenfassung der wichtigsten Verkehrs(wende)-Nachrichten, könnt ihr hier nachlesen. In diesem Beitrag fassen wir euch einige Ereignisse der letzten Wochen zusammen, die einmal mehr deutlich machen, dass wir uns bereits mitten in der Klimakrise befinden. Von Hitzewellen in Kanada, über die Hungerkrise in Madagaskar zu brennendem Wasser im Golf von Mexiko – so kann es nicht mehr weitergehen! Jerrit, Manuel und Lara geben euch einen Überblick.
Hitzerekorde in Kanada kosten Menschenleben
Historische Hitzerekorde sorgen in Kanada und im Norden des USA für erheblichen Gesundheitsstress. Temperaturen bis fast 50°C kosteten mehrere Menschen das Leben. So kam es in der Provinz British Columbia innerhalb von nur 5 Tagen zu 486 Todesfällen, was zu einer Sterberate von 195% über dem Durchschnitt führte. Besonders hoch ist die Gefahr für ältere Menschen, Kinder und obdachlose Menschen, die weniger Möglichkeiten haben, sich vor der Hitze zu schützen. Das Gesundheitssystem steht unter enormen Stress, was dazu führt, dass Menschen bei Notrufen lange auf Hilfe warten müssen. Klimaanlagen und Ventilatoren sind in der Region ausverkauft. Auch die Landwirtschaft leidet unter dem Extremwetter. Zudem toben bereits die ersten Waldbrände in der Region und die Angst, dass sie sich ausbreiten könnten, ist groß. Der kanadische Ort Lytton wurde durch einen Brand fast vollständig zerstört. Klimaforscher*innen warnen, dass deartige Hitzewellen durch die Anheizung der Erderwärmung zunehmend wahrscheinlicher werden. Nicht nur in Kanada und den USA gab es diesen Sommer Hitzerekorde, sondern z.B. auch in Finnland wurden Temperatur-Rekorde gemessen: Mit Termpaturen von 33,5°C im äußersten Norden wurde die höchste Temperatur seit 1914 gemessen. Der gesamte Juni war laut den Wetterbehörden so heiß wie kein anderer Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und in Werchojansk, in der russischen Arktis, das eigentlich als einer der kältesten Orte der Welt gilt, wurden am 20.Juni Temperaturen über 40°C gemessen.
Welternährungsprogramm warnt: Hunderttausende Menschen in Madagaskar vom Hungertod bedroht
Laut eines Berichts des Welternährungsprogramm (WFP) sind in Madagaskar momentan rund 400.000 Menschenleben aufgrund einer Dürreperiode bedroht. Bereits in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Trockenheit, beispielsweise aufgrund von unterdurchschnittlichen Niederschlags-Quoten. Dazu kommen vermehrt Extremereignisse, wie tropische Wirbelstürme. So auch dieses Jahr und die Lage ist ernst. Lola Castro, eine Mitarbeiterin vor Ort, spricht von einer Krise mit Zuständen, die sie vorher, trotz ihrer jahrelangen Arbeit, noch nie erlebt hat. Die Anzahl von Kindern unter 5 die an Mangelernährung leiden, hat sich in Madagaskar in den letzten 4 Monaten vervierfacht. Es gibt insgesamt rund 1,14 Millionen Menschen, die sich nicht richtig und gesund ernähren können auf Madagaskar. Momentan leidet also kaum ein Land stärker unter den Folgen des Klimawandels als Madagaskar. Das Absurde: Der Inselstaat selbst trägt so gut wie nichts zur Erderwärmung bei. Die CO2-Emissionen pro Kopf betrugen im Jahre 2018 beispielsweise 0,17 Tonnen pro Jahr. Der Mittelwert der Welt lag 2017, zum Vergleich, bei 4,37 Tonnen pro Jahr und die der USA bei 16,14 CO2-Emissionen pro Kopf pro Jahr. Wie Klimaungerechtigkeit in der Praxis aussieht, wird am Beispiel Madagaskar klar. Die WFP verweist deshalb auf die Dringlichkeit von Spenden. Ca. 78,6 Millionen US-Dollar werden schätzungsweise benötigt, um die Lage zu stabilisieren und lebensrettende Lebensmittel für alle Bedürftigen zur Verfügung zu stellen.
Pipelinebrand im Golf von Mexiko
Ein Gasleck in einer Unterwasser-Pipeline im Golf von Mexiko brachte am 02.07.21 das Wasser zum Brennen. Das Feuer, das nur 150 Meter vor einer Öl-Bohrinsel ausbrach, verletzte zum Glück keine Menschen. Laut der Energie- und Umweltbehörde Asea sei auch kein Öl ausgetreten. Der Brand, der erst nach fünfeinhalb Stunden gelöscht werden konnte, zeigt mal wieder deutlich, dass auch Gas mit erheblicher Gefährung für die Umwelt hergestellt wird.
Brand in Rumäniens größter Öl-Raffinerie
Am 02.07. ist in Rumäniens Erdöl-Raffinerie ein Feuer ausgebrochen. Bei dem Brand, dessen Ursache nun von der Staatsanwaltschaft untersucht wird, wurden fünf Menschen verletzt und ein Mensch starb.
Das Amazonas-Gebiet erneut in Flammen
Im Amazonas-Regenwald wüten erneut Feuer. Mit mehr als 2.300 Feuern übertrifft die Zahl der Brände im Juni 2021 den Juni letzten Jahres. Bereits damals brach die Anzahl der Feuer Rekorde. Seit Juni 2007 hat es nicht so viele Brände gegeben, wie in diesem Jahr. Dass die Brände in der Trockenzeit zunehmend schlimmer werden, bringen Umweltschutzorganisationen mit der Klimakrise und der Abholzung des Regenwaldes in Verbindung. Der brasilianische Präsident Bolsonaro hielt im Frühjahr während des Biden Summits noch eine Rede und versprach die Abholzung des Regenwaldes bis 2030 zu beenden – und kürzte nur einen Tag später die Mittel für die brasilianischen Umweltbehörden. Laut der renomierten Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ führten die rasant angestiegenden Brandrodungen im Amazonas-Regenwald dazu, dass der Regenwald in den Jahren von 2010 – 2019 mehr CO2 ausstieß, als er aufnahm und damit faktisch gekippt ist. Ab wann diese Entwicklung unumkehrbar ist, ist nicht klar, weil die Brände zudem das Ökosystem schwächen.
Tornado in Tschechien
Dass es im Sommer Unwetter geben mag, ist bekannt. Die Heftigkeit, mit der sie derzeit geschehen, überrascht. In Tschechien zog ein Tornado durch mehrere Dörfer. Die vorläufige Bilanz an diesem Abend: 5 Tote, 150 Verletzte, mehrere zerstörte Dörfer. Wir sind fassungslos und mit unseren Gedanken bei den Betroffenen und ihren Angehörigen. Nur das und die Solidarität mit den betroffenen Menschen sind im Moment wichtig.
Überschwemmungen und Unwetter in Süddeutschland
Schwere Regenfälle und Unwetter haben in den letzten Tagen des Monats Juni für Chaos in Süddeutschland gesorgt. In zahlreichen Städten Baden-Württemberg und Bayerns wurden Straßen überschwemmt und Bäume stürzten um. Im Zollernalbkreis, im Kreis Esslingen und in den Kreisen Tübingen und Reutlingen fielen laut Angaben der Einsatzkräfte tennisball-große Hagelkörner und es wurden mehrere Menschen verletzt.
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